Österreich – der kleine Bruder. Was mittlerweile eher verschämt hinter vorgehaltener Hand geflüstert wird, hat in vielen Bereichen noch immer seine Berechtigung. Auch im Medienbereich. Blickt man auf Ereignisse, die das Verhältnis Medien zu Republik erschüttern, kommt einem wohl zuerst der Spiegel-Skandal in den Sinn. Auch wenn es schon lange her ist. Und der damit verbundene Politiker-Name, Franz-Josef Strauß, tatsächlich langsam in Vergessenheit gerät. Damals fasste das Blatt Ungereimtheiten und Skandale des deutschen Geheimdienstes zusammen. Allerdings in einer nie zuvor gekannten Dichtheit. Plötzlich sah man sich mit dem Vorwurf des Landesverrates konfrontiert. Musste Hausdurchsuchungen und Beugehaft über sich ergehen lassen. Am Ende kostete es allerdings Strauß, der damals den Innenminister gab, den Kopf. Er zog sich dann wieder nach Bayern zurück, wo er als ewiger Ministerpräsident heute noch geehrt wird.
So etwas kennt man in Österreich nicht. Auch etwas Ähnliches wie die Affäre Relotius ist hierzulande unbekannt. Allerdings – das eine oder andere nicht geführte Interview ist wohl erschienen. So manche Geschichte mit Ausschmückungen aufgeblasen worden. Das zieht zwar einen kleinen Aufschrei – vor allem der Betroffenen – nach sich. Man beruhigt sich aber auch schnell wieder. Und das eine oder andere Mal sorgt so ein medialer Fehlgriff ja auch für erlösende Heiterkeit unter der Leserschaft. Altbekannt dafür ist die Blindtext-Falle. Mancher mag bei „Lorem ipsum“ zwar an das klassische Latein-Rätsel gedacht haben, die meisten wissen aber schon, dass da der Redakteur seinen eigenen Text nicht gelesen hatte…
von Ulrich Bentz
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