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Zukunftsmodell Home-Office?

Wie Remote-Arbeit in der Zukunft funktionieren könnte, beantworten Frauen aus verschiedensten Branchen – eine Bestandsaufnahme.
© Adobe Stock

Die Corona-Krise hat vielen Arbeitnehmern die Angst genommen, digital zu arbeiten

Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown. Leergefegte Büros, geschlossene Lokale und verwaiste öffentliche Plätze füllen sich wieder mit Leben. Doch seit März ist nichts mehr so, wie es war. Und man darf sich nun die Frage stellen: Bewegen wir uns auf etwas Neues zu – gesellschaftlich, sozial und wirtschaftlich? In puncto Arbeitsgestaltung vielleicht, denn die meisten Unternehmen betraten während dieser Phase Neuland und schickten ganze Abteilungen ins Home-Office. Das kann im ersten Moment schon nervös machen. 

Was vor wenigen Monaten noch nur wenigen Branchen oder individuell vereinbarten „Extra-Brötchen“ vorbehalten war, wurde aufgrund von Corona quasi eine Notwendigkeit, um zu überleben. Mitarbeiter und Führungskräfte arrangierten sich in den eigenen vier Wänden: Küche oder Wohnzimmer wurden zu improvisierten Büros umfunktioniert. Remote-Arbeit war plötzlich keine Frage der Verhandlung mehr, sondern verpflichtend. Aus der anfänglichen Schockstarre erwacht, kamen weitere Herausforderungen und unterschiedlichste Schwierigkeiten auf: rudimentäres technisches Equipment, Platzprobleme, Lärm, parallele Home-Schooling-Verpflichtungen, eigene Unsicherheiten, herausfordernde neue Führungsanforderungen u.v.m. Eine Umstellung über Nacht eben. „Wenn sich so viel ändert, dann braucht es neue Routinen, die als wichtige Anker fungieren“, erklärt Arbeitspsychologin Veronika Jakl. 

Das Umdenken in der Krise

Umfragen zeigen aber, dass das Home-Office bisher gut funktionierte und Zukunftspotenzial hat. Karriere.at befragte dazu 600 Arbeitnehmer. Die Antwort fiel richtungsweisend aus: 72 Prozent wünschen sich zukünftig eine Mischform: „Nicht jeden Tag. Aber man sollte die Wahl haben.“ 21 Prozent möchten sogar dauerhaft im Home-Office bleiben. Lediglich zwei Prozent lehnen die Heimarbeit ab mit der Begründung, ihre Kollegen zu vermissen. Auf der Unternehmerseite sind von den 186 Befragten 89 Prozent der Arbeitgeber offen für ein zukünftiges Konzept Home-Office, und 73 Prozent der HR-Manager, Geschäftsführer und Führungskräfte möchten die Wahl zwischen Remote-Work und Präsenz am Arbeitsplatz anbieten.
Anpassungsfähigkeit liegt in der Natur des Menschen, was auch folgende Statistik zeigt: Bei einer im März 2020 in Österreich durchgeführten Online-Umfrage von e-Dialog zur Umstellung aufs Home-Office während der Corona-Krise fanden insgesamt 63 Prozent der 506 Befragten den Wechsel weniger oder gar nicht schwierig. Zusammen 37 Prozent hatten kleinere oder größere Probleme. 

Herausforderung und Chance

Größere Veränderungen gehen oftmals tatsächlich mit Krisen einher, wie auch die Unternehmenssprecherin von Spar, Nicole Berkmann, bestätigt: „Wir machten wegen und mit den Corona-Maßnahmen einen Technologiesprung nach vorne. Vorher war uns gar nicht bewusst, was wir (digital) alles können.“ Wie in vielen Unternehmen, wurde auch bei Spar das Home-Office zuvor nur in Ausnahmen bewilligt und war bei Vorgesetzten nicht gerne gesehen. Während des Lockdowns zeigte sich allerdings, dass die Vorurteile eben nur Vorurteile waren. „Die Produktivität litt keinesfalls“, so Berkmann, „im Gegenteil, wir machten sogar sehr gute Erfahrungen. Unsere Mitarbeiter, zum Beispiel aus dem Kundenservice, waren viel entspannter zu Hause. Schon aus Platzgründen werden wir ortsunabhängiges Arbeiten in dieser Abteilung einführen und ein Rotations-Prinzip organisieren.“ Weitere Rahmenrichtlinien für andere Abteilungen in der Zentrale werden erarbeitet, denn es habe sich gezeigt, dass das Home-Office „schon praktisch war“.

Corona und die langsame Rückkehr in die dünn besiedelten Büros wird teilweise noch Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern. Was bedeutet, dass der Computer zu Hause und virtuelle Treffen noch länger die Arbeitstage begleiten werden. Als Einzelunternehmerin ist Viktoria Egger mit beidem vertraut. Mit ihrem Atelier für digitale Kommunikation „August“ ist das ihr tägliches Geschäft. „Ich war schon vor den Verordnungen der Regierung digital gut angebunden; auch arbeite ich mit meinen Freelancern ausschließlich remote“, erklärt sie. Ähnliche Erfahrungen machte zuvor auch Gabriele Leschhorn, Salesmitarbeiterin in einem großen Medienverlag. „Vor meinem Angestelltenverhältnis war ich selbstständig und kannte die Home-Office-Situation gut. Neu war für mich, dass persönliche Kunden-Meetings plötzlich wegfielen.“ Diese Veränderung erlebte auch Egger: „Ich war bisher die halbe Woche in ganz Österreich für Gespräche, Beratungen und Kurse unterwegs, nun genieße ich mehr Flexibilität und wickle viele Meetings über virtuelle Konferenzen oder per Telefon ab. Eine Entwicklung, die ich sehr befürworte“, bekräftigt die Agenturgründerin ihre Einstellung zum flexiblen Arbeitsmodell. 

Neben den Vorteilen merkt die Unternehmerin dennoch an, dass ausschließliches Home-Office sehr schnell zur Isolation führen könne. An diesem Punkt müsse man sich die Frage stellen: „Sind die Menschen überhaupt imstande, so viel am Computer zu arbeiten?“ Es sei in ihren Augen eine Kultursache, die gelernt gehöre, und nennt als Beispiel vor allem die soziale Komponente: „Wie sieht die Tasse Kaffee digital aus und wie kann ich persönliche Treffen sinnvoll und klug einbinden?“ 

 

Von Elisabeth Klokar

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