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Weitere Spuren im Fall des verschwundenen britischen Journalisten

"Menschliche Überreste" gefunden - Britischer Journalist und Indigenen-Experte wurden wohl umgebracht
© Unsplash

Nachdem der britische Journalist Dom Philipps und Indigenen-Experte Bruno Pereira verschwunden sind, wurden nun scheinbar ihre menschlichen Überreste gefunden

Wie ExtraDienst berichtete, sind ein britischer Journalist und ein Experte für indigene Völker auf ihrer Reise im Amazonasgebiet verschwunden. Nachdem man einige Privatsachen der beiden Vermissten fand und Ermittlungen zu einem Verdächtigen führten, konnte auch ein zweiter Mann dingfest gemacht werden. Der Mann wurde verhört und zu einer Anhörung nach Atalaia do Norte im äußersten Westen Brasiliens gebracht, berichtete etwa das brasilianische Nachrichtenportal „G1“ unter Berufung auf die Bundespolizei am Dienstagabend (Ortszeit).

Bei dem zweiten Verdächtigen handle es sich demnach um einen Fischer, den Bruder des bis dahin einzigen festgenommenen Verdächtigen. Neun Personen seien bereits vernommen worden, unter ihnen auch die Frau des ersten Festgenommenen.

Der britische Journalist Dom Phillips und Indigenen-Experte Bruno Pereira waren nach Angaben einer regionalen Ureinwohner-Organisation nicht wie geplant am 5. Juni mit ihrem Boot in der Stadt Atalaia do Norte angekommen. Zuvor gingen bereits Anrufe Pereiras bei der örtlichen Polizei ein, wo er meldete, mehrmals bedroht worden zu sein. Er hatte illegale Machenschaften im Vale do Javari für die Behörden aufgezeichnet.

Regionale Medien spekulierten, ob Phillips und Pereira Opfer eines Hinterhalts im Auftrag von Drogenhändlern geworden sein könnten. Ein weiterer Ermittlungsstrang nimmt illegale Fischzucht und Jagd in den Blick. Konkrete Anhaltspunkte, was mit den beiden wirklich passiert ist, wurden bisher nicht bekannt.

Traurige Gewissheit

Nun verdichten sich die Hinweise, dass die beiden vermissten Männer einem Verbrechen zum Opfer fielen. Einer der beiden Festgenommenen gestand, er sei an einem Mord an den beiden beteiligt gewesen, wie die Bundespolizei bei einer Pressekonferenz in der Amazonasmetropole Manaus am Mittwochabend (Ortszeit) mitteilte. Der Verdächtige habe die Polizei zu den „menschlichen Überresten“ geführt, welche nun untersucht werden sollen.

Der Fundort lag demnach gut drei Kilometer von dort entfernt, wo persönliche Gegenstände von Dom Phillips und Bruno Pereira gefunden worden waren. Das Motiv für das mutmaßliche Verbrechen bleibt weiterhin unklar. “Auch wenn wir noch die endgültigen Bestätigungen abwarten, beendet dieser tragische Ausgang unsere Ängste und Qualen, nicht zu wissen, wo Dom und Bruno sind”, schrieb Alessandra Sampaio, die Frau von Dom Philipps, in einer Mitteilung. “Jetzt können wir sie nach Hause bringen und mit Liebe verabschieden.” Zudem beginne die Suche nach Gerechtigkeit. Die Indigenen-Vereinigung des Javari-Tals beklagte den “unschätzbaren Verlust” von “zwei Partnern”. Es waren vor allem die Indigenen der Region gewesen, die die Suche nach den Vermissten von Anfang an vorangetrieben hatten.

Schattenseiten des Amazonasgebiets

Eine Woche nach ihrem Verschwinden fand man private Gegenstände der beiden Männer. Widersprüchliche Berichte gab es dazu, dass angeblich die Leichen der Vermissten gefunden wurden. Die Suche im Vale do Javari wurde fortgeführt.

“All dies hat mit der systematischen Schwächung der Indigenen- und Umweltbehörden sowie der Bundespolizei durch die Regierung gigantische Ausmaße angenommen”, hieß es in einem Bericht des brasilianischen Fernsehens zu der Frage, weshalb das Javari-Tal zu einem der gefährlichsten Gegenden des Amazonasgebiets geworden sei. “Brasilien befindet sich in einer Situation, die an Barbarei grenzt, und dieses Szenario kann nicht weiter fortschreiten”, hieß es in einem Tweet von Greenpeace Brasilien.

Das Javari-Tal mit einer Fläche über der von Österreich, ist eines der größten indigenen Gebiete Brasiliens. Noch immer leben viele Indigene dort isoliert. Zusätzlich ist das Grenzgebiet zu Peru und Kolumbien durch illegale Goldsuche, Abholzung, Fischfang und Jagd sowie Drogenschmuggel besonders konfliktreich und gefährlich.

 

APA/ Red.

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