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Vor fünf Jahren kam die #MeToo-Kampagne ins Rollen

Der Beginn einer weltweiten Bewegung
© Unsplash

Es begann mit einem Artikel der “New York Times” und entwickelte sich rasant zu einer weltweiten Bewegung: #MeToo

Es ist fünf Jahre her, dass mit einem Artikel der “New York Times”  der Stein ins Rollen gebracht wurde und sich unter dem Schlagbegriff “MeToo” eine weltweite Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Sexismus im Allgemeinen entwickelte. Am 05.Oktober 2017 berichtete die renommierte US-Zeitung in einer aufsehenerregenden Enthüllungsgeschichte über Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein. Die Schauspielerin Alyssa Milano rief zehn Tage später Internetnutzerinnen dazu auf, sich unter dem Hashtag #MeToo als Opfer sexueller Gewalt zu erkennen zu geben.

Beginn einer beispiellosen Kampagne

Zahlreiche Fälle von sexueller Gewalt- von Belästigung bis hin zur Vergewaltigung – gelangten an die Öffentlichkeit. Es war der Beginn einer beispiellosen Kampagne gegen männliche Übergriffigkeit. Das einstige Tabuthema wurde offen angeprangert, scheinbar unantastbare Prominente wurden geächtet – von Kevin Spacey über Bill Cosby bis hin zu R. Kelly.

Die Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey machten in dem “New York Times”-Artikel über Harvey Weinstein publik, über was in Hollywood-Kreisen schon lange gemunkelt wurde. Der einflussreiche Produzent, der unter anderem Filme wie “Pulp Fiction” und “Shakespeare in Love” zu verantworten hatte, hatte über Jahrzehnte seine Macht ausgenutzt, um Frauen zu sexuellen Gefälligkeiten zu nötigen – und sie dann unter anderem mit Geld zum Schweigen gebracht.

Rechtliche Konsequenzen

Wenige Tage nach der Veröffentlichung des “New York Times” Artikels publizierte das Magazin “New Yorker” einen eigenen Enthüllungsartikel, in dem Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Gründer des Filmstudios Miramax erhoben wurden. Binnen kürzester Zeit wurde Weinstein zum Ausgestoßenen. Im März 2020 ist er wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. “#MeToo hat gezeigt, dass sexuelle und sexistische Gewalt eine alltägliche Realität ist”, sagt die Soziologin Sandrine Ricci von der Universität von Québec in Montréal. “Die Bewegung hat Opfern geholfen, besser zu verstehen, was ihnen angetan wurde.”

“Die Menschen waren überrascht – sie wussten nicht, wie weit verbreitet sexuelle Belästigung ist”, so Hillevi Ganetz von der Universität Stockholm. “Tag für Tag gab es Berichte, es war überwältigend. Es war eine Revolution und es war wunderbar.”

Weltweite Bekanntheit

Die USA gelten als Epizentrum von #MeToo. Es folgten in zahlreichen Ländern Frauen dem Beispiel. Nach Angaben des Pew Research Center wurde der Hashtag, den die afroamerikanischen Aktivistin Tarana Burke schon 2006 geschaffen hatte, nach Milanos Tweets binnen eines Jahres mehr als 19 Millionen Mal verwendet.

Doch auch Kritik bleibt nicht aus. Ein Vorwurf lautet, dass durch unbewiesene- und womöglich falsche – Anschuldigungen binnen kürzester Zeit Ansehen und Karriere von Menschen zerstört werden können. Die französische Schauspiel-Ikone Catherine Deneuve sprach von einer “medialen Lynchjustiz” und kritisierte eine neuen “Puritanismus” und ein “Klima der Zensur”. Auch Kino-Legende Brigitte Bardot schlägt sich auf die Männerseite und bezeichnete die Anschuldigungen vieler Schauspielerinnen in einem Interview als “scheinheilig und lächerlich”. Viele Schauspielerinnen würden versuchen mit Produzenten zu flirten, um eine Rolle zu ergattern. “Und dann sagen sie, dass sie belästigt wurden, damit wir über sie reden.”

Veränderung der Wahrnehmung

Die richtige Balance zu finden – ein entschiedenes Vorgehen gegen sexuelle Gewalt ohne vorschnelle öffentliche Vorverurteilungen – ist häufig schwierig, zumal die Justiz in vielen Fällen unter anderem wegen Verjährungsfristen nicht zuständig ist. Während einige beklagen, #MeToo habe im Verlauf der Zeit an Schwung verloren, sehen viele auch Fortschritte.

In einigen Ländern wurden Gesetze gegen sexuelle Gewalt verschärft, zahlreiche Unternehmen führten neue Mechanismen ein, um sexuelles Fehlverhalten zu verhindern und Vorwürfe umfassend aufzuklären. In der Filmbranche setzt die Anti-Missbrauchs-Gruppe Times Up auf Experten, die Vorwürfe unabhängig prüfen sollen. “Wir wollen Prozesse durch Medien vermeiden”, sagt die Leiterin der Gruppe in Großbritannien, Heather Rabbatts. “Das hilft niemandem.”

 

APA/ Red.

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