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Verderben zu viele TV-Köche den Brei?

Kochshows, Gourmetmagazine, Restaurantkritiker – wie lange wollen und können Menschen noch in aller Öffentlichkeit schlemmen bis zum Umfallen? Ab wann wird es unverschämt? Ab wann langweilig?Von Rosa Vogel
©the outrage

„Eat The Rich” war eine Komödie mit Biss in den 80ern

Es ist das Foto einer Austern schlürfenden ORF-Moderatorin am Opernball, das von Boulevard-Medien dazu benutzt wurde, um der Öffentlichkeit zu zeigen, wie dekadent und abgehoben der öffentlich-rechtliche Rundfunk doch sei. Ein ORF, der statt GIS-Gebühr nun eine Haushaltsabgabe einführen möchte, vor der sich kein Österreicher drücken kann, da diese Steuer gleich direkt vom Gehalt abgezogen werden soll. Ein ORF, der von seinem System her so altmodisch und aufgebläht wirkt wie Teilnehmer eines spätrömischen Gelages. Beim ORF werden Spitzengehälter bezahlt, von denen Journalisten-Kollegen anderer Sender nur träumen können,  ebenso wie auch die Mehrzahl der Österreicher. Laut Rechnungshof verdienen ORF-Bedienstete im Schnitt 6.100 Euro brutto im Monat. Das durchschnittliche Monatseinkommen von allen anderen unselbstständig Erwerbstätigen liegt bei 2.243 Euro brutto, 14x jährlich. Wir wollen hier keine Abhandlung darüber verfassen, ob dies jetzt eine Frechheit oder Abzocke ist. Wir möchten auch nicht darüber schreiben, ob eine solche Finanzierung auf Kosten der Steuerzahler „part of the game“ ist, wenn man in Österreich einen Sender haben möchte, der „unabhängigen Journalismus“ garantiert. 

An dieser Stelle möchten wir auch nicht darüber diskutieren, ob der ORF jemals unabhängig war. In Anbetracht der Tatsache, dass dieser uns spätestens mit der Causa rund um den niederösterreichischen Landesdirektor Robert Ziegler bewiesen hat, dass er eben nicht neutral ist. Wie funktioniert aber Unabhängigkeit, wenn ein parteinaher Stiftungsrat für die Steuerung grundlegender personeller, struktureller und programmplanerischer Entscheidungen im ORF zuständig ist? Abschließend möchten wir auch darauf hinweisen, dass es uns fern liegt, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie die Freundin des Ex-Generaldirektors noch schnell vor seinem Abdanken eine Sendung im ORF bekommen hat.

Über all das möchten wir nicht schreiben. Wir wollen vielmehr darüber schreiben und laut nachdenken, ob das Austernschlürfen im Fernsehen – egal ob im öffentlich-rechtlichen oder im Privatfernsehen – überhaupt noch angesagt ist. Sind Kochsendungen, wo Gourmetgerichte auf kleinen Löffelchen in Szene gesetzt werden, noch zeitgemäß? Ist eine Kochsendung, wo kein Wortwitz herrscht, sondern eine Blondine, die den Hausfrauenschick der 50er-Jahre zelebriert, vor sich hin kochen lässt, denn tatsächlich sehenswert? Sind Gourmetmagazine, die eigentlich nur aus Werbeeinschaltungen bestehen, noch lesenswert? Sind ihre „Gabel“-Bewertungen, die sie sich abkaufen lassen, wirklich noch erstrebenswert für die Gastronomie? Sind Restaurantkritiker, die sich für das Lesevergnügen den Bauch vollschlagen, Fossile einer längst vergangenen Zeit? Einer Ära, wo „Fine Dining“ noch etwas Besonderes war und wo nicht jeder Burger-Laden gleich zum Gourmettempel auserkoren wurde, nur weil ein britischer Fernsehkoch geschicktes Marketing betreibt.  Einst war es eine Ära, wo man am Opernball – auch als bekannter österreichischer Schauspieler – mit buntem Hemd und Prolo-Goldkette rausgeschmissen worden wäre, da man sich nicht an die Kleidervorschrift gehalten hat, und wo nicht mit Superlativen um sich geschmissen wurde…

Von Rosa Vogel

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