Skip to content

Ukraine – Norwegisches Munitionswerk sieht sich von TikTok behindert

Nammo kann Produktion nicht ausweiten
©pixabay

Ein norwegischer Munitionshersteller sieht sich in der Produktionsausweitung für die Ukraine durch die chinesische Social-Media-App TikTok behindert. Wie Nammo-Chef Morten Brandtzæg der “Financial Times” (Onlineausgabe) sagte, fehlt es wegen der Errichtung eines energiehungrigen TikTok-Datenzentrums an Strom. “Wir sind besorgt, weil unser zukünftiges Wachstum durch das Speichern von Katzenvideos infrage gestellt wird”, kritisierte der Chef des teilstaatlichen Rüstungswerks.

TikTok stemmt sich derzeit gegen Verbote in westlichen Ländern und versucht diese auch mit der Errichtung von Datenzentren außerhalb Chinas aufzuhalten. So werden Speicheranlagen in Irland und Norwegen gebaut, um dem europäischen Datenschutzrecht zu entsprechen. Datenschützer sehen darin aber eine Augenauswischerei, solange nicht auch technisch jeglicher Zugriff aus China ausgeschlossen werde.

Das norwegische TikTok-Datenzentrum entsteht in der Region Hamar, in der auch der Munitionshersteller Nammo seine Produktionsstätten hat. Wie Firmenchef Brandtzæg der Zeitung sagte, ist der europäische Munitionsbedarf infolge des russischen Aggressionskriegs um das 15-fache gestiegen. Die europäischen Hersteller müssten zwei Milliarden Euro in die Schaffung neuer Produktionskapazitäten investieren, um den Bedarf der Ukraine zu befriedigen.

Nammo kann dies aber nicht tun, weil kein weiterer Strom beschafft werden kann. Der regionale Stromversorger Elvia bestätigte der “FT”, dass es keine freien Kapazitäten mehr gebe, nachdem man TikTok die verfügbaren nach dem Prinzip “Wer zuerst kommt, mahlt zuerst” zugeteilt habe. Die Schaffung weiterer Kapazitäten brauche Zeit, hieß es.

Brandtzæg ließ die Möglichkeit zu, dass sich TikTok bei der Wahl seines Standorts nicht rein von wirtschaftlichen Überlegungen hatte leiten lassen. “Ich schließe nicht aus, dass es nicht reiner Zufall war, dass diese Aktivitäten in der Nähe eines Rüstungsunternehmens stattfinden”, sagte er der Zeitung. China gilt als enger Bündnispartner Russlands und gibt nicht diesem, sondern dem Westen die Schuld am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das wachsende Problem des Stromhungers von datenintensiven Internetanwendungen. Wie die britische Tageszeitung “Guardian” (Onlineausgabe) unter Berufung auf Schätzungen der EU-Kommission berichtet, werden Datenzentren im Jahr 2030 3,2 Prozent des gesamten Strombedarfs in der Union ausmachen, was einem Anstieg um 18,5 Prozent im Vergleich zum Jahr 2018 entspreche.

APA/Red.

Gefällt Ihnen der Beitrag?
Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram
WhatsApp
Email
Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner