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taz-Mitbegründer Hans-Christian Ströbele ist tot

RAF-Anwalt, König von Kreuzberg und Grünen-Mitglied starb im Alter von 83 Jahren in seiner Wohnung
© DEUTSCHES FILMINSTITUT - DIF e. / Action Press / picturedesk.com

Die Rechtsanwälte Otto Schily und Hans-Christian Ströbele beim Prozess der Roten Armee Fraktion

Als Mitbegründer des Sozialistischen Anwaltkollektivs vertrat Hans-Christian Ströbele Aktivisten der Studentenbewegung und später auch Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF). Von 2002 bis 2009 war er stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen. Zudem galt er als dienstältestes Mitglied des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) des Deutschen Bundestages zur Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes.

In den 1960ern absolvierte Ströbele ein Studium der Politikwissenschaft und der Rechtswissenschaft in Heidelberg und Berlin. Nachdem er 1969 zusammen mit Klaus Eschen das Sozialistische Anwaltskollektiv in Berlin gründete, machte er es sich zur Aufgabe, Demonstranten und andere Aktivsten aus der damaligen Studenten- und 68er-Bewegung juristisch zu unterstützen. Für seine Verteidigung von RAF-Angehörigen wurde Ströbele zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten auf Bewährung verurteilt. Später wurde die Strafe auf zehn Monate herabgesetzt.

Von 1970 bis 1975 war Ströbele Mitglied der SPD. Die Partei schliss ihn allerdings aus, weil er in einem Brief die Mitglieder der RAF als “geliebte Genossen” bezeichnete. Drei Jahre später gehörte er zu den Mitbegründern der Alternativen Liste für Demokratie und der Grünen in Berlin. Außerdem zählte er zum engsten Kreis der Begründer einer alternativen Tageszeitung für West-Berlin und Westdeutschland an – der Verein der alternativen Tageszeitung e.V.. Seit April 1979 erschien dann täglich die taz.

Ströbele setze sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Bürgerrechte ein. In seinen Funktionen in Gremien und Ausschüssen des Bundestags äußerte er sich in der Öffentlichkeit immer wieder sehr kritisch zu den Nachrichtendiensten und ihrer Arbeit. Am Montagabend ist er im Alter von 83 Jahren in seiner Wohnung in Moabit am Ufer der Spree verstorben. Bis zuletzt war er als Mitglied des Kuratoriums der taz Panter Stiftung aktiv.

PA/ Red.

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