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Streaming bleibt gefragt: Heimischer Musikmarkt wuchs um 13 Prozent

2022 wurden 215,2 Mio. Euro umgesetzt
©unsplash

Streamingumsätze mit 143,8 Mio. Euro neuerlich Wachstumsmotor – KI als künftige Herausforderung in Urheberrechtsfragen

Der Aufschwung des Musikmarkts geht weiter: Im Vorjahr wurde in Österreich ein Umsatz von 215,2 Mio. Euro lukriert, was einem Plus von 13 Prozent entspricht. “Erstmals seit 15 Jahren haben wir damit wieder die 200-Millionen-Euro-Schwelle durchbrochen”, betonte Dietmar Lienbacher, Präsident des heimischen Musikwirtschaftsverbands IFPI bei einem Pressegespräch am Dienstag. Einen Rekord gab es für die Anzahl gestreamter Songs: 14,8 Mrd. Lieder wurden so im Vorjahr konsumiert.

Ohne digitales Musikangebot geht nichts mehr, wie ein Blick auf die Zahlen deutlich macht: Dienste wie Spotify und Co sind bereits für 80 Prozent des Umsatzes von sogenannter Recorded Music verantwortlich. Bei einem Plus von 22,5 Prozent wurden auf diese Weise im Vorjahr 143,8 Mio. Euro erwirtschaftet, wobei 88 Prozent auf Premiumabos entfielen und nur ein kleiner Anteil auf werbefinanzierte Angebote zurückzuführen ist. Zum Vergleich: Die weiterhin rückläufigen CD-Umsätze machten 20,4 Mio. Euro (minus 17 Prozent) aus, was aber noch zu Platz 2 bei den beliebtesten Musikformaten reichte. Dahinter folgten Schallplatten mit 10,6 Mio. Euro (plus 4,3 Prozent) sowie Downloads, die bei einem Minus von 18,2 Prozent nur noch 4 Mio. Euro erwirtschafteten. Musik-DVDs/Blu-rays lukrierten 1,5 Mio. Euro (minus 24,4 Prozent).

Positiv war die Entwicklung nach zwei Coronajahren für die Verwertungsgesellschaft LSG: Die Einnahmen stiegen im Vorjahr um 13 Prozent und erreichten 31 Mio. Euro, wobei der größte Anteil auf Sendevergütung (45 Prozent), gefolgt von der öffentlichen Wiedergabe in Gastronomie, Hotellerie und Handel (29 Prozent) und Privatkopievergütung (19 Prozent) entfiel. Die LSG vertritt rund 5.000 Labels und 20.000 Künstlerinnen und Künstler. Merchandising-Umsätze und die Musiklizenzierung für Filme, Serien oder Werbung (Synch-Rechte) machten wiederum 3,5 Mio. Euro aus.

Mit einem schnellen Ende des Streamingbooms sei nicht zu rechnen. Länder wie Norwegen, das anteilig die meisten Premiumabos vorweisen kann, würden zeigen, dass durchaus noch Luft nach oben vorhanden ist, meinte Cornelius Ballin von Universal Music Austria. “In Österreich liegen wir aktuell bei der Hälfte der Marktpenetration von Norwegen.” Auch Geräte wie sprachgesteuerte Lautsprecher würden es nochmals einfacher machen, auf Streamingdienste zuzugreifen, womit neue Zielgruppen erschlossen werden können. “Man wird sicher irgendwann Sättigungstendenzen sehen, aber derzeit ist es zu früh, sich darüber Sorgen zu machen”, so Ballin.

Eine Herausforderung für heimische Künstlerinnen und Künstler ist hingegen die globale Konkurrenz: Durch die Streamingplattformen könne man schließlich jederzeit auf das weltweite Repertoire zugreifen, deren auf Algorithmen basierende Logik mache es aber schwer, hier durchzubrechen – jedenfalls im Singles-Bereich. Nur 3,6 Prozent der gestreamten Singles waren im Vorjahr österreichische Produktionen, bei den Alben belief sich der Anteil immerhin auf ein Viertel. “Das zeigt schon, wie schwer es ist, die Streamingkiste in Schwung zu bringen”, sagte Hannes Tschürtz von Ink Music. Es brauche jedenfalls eine weitere Professionalisierung und durchaus auch Orientierung am internationalen Markt, um entsprechend reüssieren zu können.

Nicht vorbeikommen wird man in den kommenden Jahren am Schlagwort Künstliche Intelligenz: Was derzeit im Textsektor aufgrund des Tools ChatGTP intensiv diskutiert wird, könnte bald auch auf die Musik zukommen. “In diesem Thema steckt eine disruptive Kraft, die vergleichbar sein könnte mit den Auswirkungen des Internets auf die Distribution kreativer Inhalte”, gab IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch zu bedenken. Allen voran Urheberrechtsfragen seien zentral, wenn KI-Systeme etwa geschützte Songs zum Anlernen verwenden oder die Kriterien für einen allfälligen Schutz von auf diese Weise entstandenen Inhalten zu definieren sind. “Das Wesentliche ist aber: Die EU-Kommission hat sich diesem Thema angenommen”, so Medwenitsch. “Das ist auch der richtige Platz, wo das angesiedelt ist.”

APA/Red.

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