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ORF-Redaktionsrat will Aufarbeitung von Schrom-Chats

News-Chef räumt „keine glückliche Außenwirkung“ ein.
Pixabay

Nach der Veröffentlichung der Chats von Thomas Schmid besteht auch in diversen Medienhäusern Aufklärungsbedarf

Im jüngsten Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) enthaltene Chats zwischen Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und ORF-TV-News-Chefredakteur Matthias Schrom brachten letzteren in Erklärungsnotstand. In einem Dialog aus dem Frühjahr 2019 ging es um die inhaltliche Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und etwaige Personalwünsche der FPÖ. Der ORF-Redaktionsrat fordert nun eine „ordentliche Aufarbeitung“ der Chats.

Schrom war zu besagtem Zeitpunkt ORF 2-Chefredakteur. Stein des Anstoßes für den Chat war ein ZiB 24-Bericht, der Strache offenbar missfiel. Dem stimmte Schrom mit „das ist natürlich unmöglich“ zu. Zur inhaltlichen Ausrichtung der Spartensender ORF 1 und ORF 2 schrieb Schrom: „Es ist schon bei uns genug zu tun und jeden Tag mühsam, aber langsam wird’s, und die, die glauben, die SPÖ retten zu müssen, werden weniger.“ ORF 1 sei „noch viel linker“ als ORF 2. In der Folge ging es in dem Chat überdies um zwei Personalwünsche vonseiten der FPÖ in Richtung ORF.

In einem Rundmail an TV-Redakteure und Führungskräfte des ORF räumte der seit 2020 als TV-News-Chefredakteur fungierende Schrom nun ein, dass der im WKStA-Akt enthaltene Chat-Verlauf „zugegebenermaßen keine glückliche Außenwirkung“ habe: „Relevant ist aber der Kontext, in dem das verfasst wurde: Diese Unterhaltung hat vor dem Hintergrund massiver Angriffe durch die FPÖ auf den ORF stattgefunden.“

Er habe versucht, „den Fokus von der ZiB weg und woanders hinzulenken, auf einen Bereich, den andere verantwortet haben“. Schrom habe sich bei den Verantwortlichen auch bereits entschuldigt. „Die Aufrechterhaltung einer Gesprächsbasis zu einer Regierungspartei, die dem ORF nicht nur kritisch, sondern ablehnend gegenüberstand, war wichtig – vor allem, da Personalwünschen nie Rechnung getragen wurde“, so der ORF-News-Chef in einem Mail, in dem er auch auf eine am heutigen Montag anstehende Sitzung verweist, in der er „gerne auch persönlich dazu Stellung nehmen“ würde, falls noch Gesprächsbedarf bestehe.

Den sieht offenbar der Vorsitzende des Redakteursrats, Dieter Bornemann, gegeben, der eine „ordentliche Aufarbeitung dieser Chat-Protokolle“ als notwendig erachtet. Durch die Protokolle bringe Schrom den ORF und dessen Informationsabteilung „in eine mehr als unangenehme Situation“. Er habe den Eindruck erweckt, dass ihm das persönliche Verhältnis zu Strache wichtiger sei, „als die Reputation der Redaktion“. Einige Formulierungen Schroms seien „mehr als daneben. Sie vernadern die Redaktion auf unangebrachte Weise und beschädigen unseren Ruf, weil sie das Narrativ der FPÖ bedienen, der ORF wäre ein ‘Linksfunk’“.

Über die Amtsführung Schroms gebe es allerdings „keine inhaltlichen Beschwerden, weder aus der ‘ZiB1’ noch aus der ‘ZiB 2’. Das Investigativteam fühlt sich frei in der Arbeit und wird weder bei politisch heiklen Beiträgen, noch bei Recherchen behindert, die der Regierung nicht passen. Das möchte ich Dir gerne zu Gute halten“, so Bornemann.

 

apa

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