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ÖAK: Tageszeitungen im Minus

VGN überrascht mit zum Teil deutlich gestiegenen Verkaufszahlen.
Pixabay

Zeitungen verlieren an Anziehungskraft

Man hat es nicht leicht. Verspürte man während der Corona-Krise leichte Hoffnung, die Verkaufsrückgänge begrenzen zu können, vielleicht sogar neue Zielgruppen anzusprechen, holt die Auflagenkontrolle für das zweite Halbjahr 2022 die Realität die Tageszeitungen mit voller Wucht ein. Angetrieben von den teuren Papierpreisen hat man auch bei überschwänglichen Abgaben und besonderen Zuckerln die Bremse stark angezogen. Das lässt sich wohl an den Druckauflagen erkennen, die deutlich optimiert wurden. Doch das erklärt nicht den Rückgang bei den Verkaufszahlen. Den auch der ePaper-Zug nicht aufhalten konnte. Manche Tageszeitungen mussten sogar in diesem Bereich einen Schwund hinnehmen. So etwa der Standard, dessen ePaper im vergangenen Halbjahr im Wochendurchschnitt (MO-FR) um 924 Mal weniger gegen Geld heruntergeladen wurde. Oder die Salzburger Nachrichten, die 478 zahlende ePaper-Leser verloren.

Doch die anderen stehen nicht viel besser da. Die Kronen Zeitung bleibt zwar klar Österreichs stärkste Zeitung, sie verkaufte im zweiten Halbjahr 2022 allerdings nur mehr durchschnittlich 587.988 Exemplare unter der Woche. Das sind immerhin um 39.580 weniger als noch im Vergleichszeitraum des Jahres davor. Die Kleine Zeitung verkauft 11.219 Exemplare weniger und liegt nun bei 264.545. Auch der Kurier kann sich dem Trend nicht widersetzen. Er verkaufte im letzten Halbjahr durchschnittlich 109.231 Ausgaben im Wochenschnitt. 3.950 weniger als im Jahr zuvor.

Am Wiener Markt hart getroffen hat es den Standard. 48.788 Exemplare wurden im Wochenschnitt gegen Geld an den Leser gebracht. Ein Minus von 3.516.  Und das setzte sich auch bei den Abos fort. Dort verzeichnete man ein Minus von 3.337 und liegt nun bei 45.127 Exemplaren. 11.097 davon sind ePaper, was auch in diesem Bereich einen Rückgang von 395 bedeutet. Mit einem Minus von 1.580 hielt dagegen die Presse ihren Verlust an Verkäufen noch in Grenzen. Sie liegt mit durchschnittlich 66.101 verkauften Exemplaren klar vor dem Mitbewerber. Im Abonnement büßte man allerdings auch 2.924 treue Leser ein. Von denen 214 die ePaper-Ausgabe bezogen.

In den Bundesländern hat es vor allem die nördliche Mitte Österreichs erwischt. So büßten die Salzburger Nachrichten 4.396 verkaufte Exemplare ein und brachten im vergangenen Halbjahr durchschnittlich 62.780 Exemplare an den zahlenden Leser. Die Oberösterreichischen Nachrichten mussten sich von 4.094 Zahlern trennen. Und verkauften durchschnittlich 95.240 Exemplare. Aber auch in Tirol und Vorarlberg sieht es nur wenig besser aus. So ging die Verkaufsauflage der Tiroler Tageszeitung von 71.162 auf 68.356 zurück. Jene der Vorarlberger Nachrichten von 53.968 auf 51.369.

 

Magazin-Überraschung

Ein erster Blick auf die nicht täglichen Erscheinungen lässt den Verdacht aufkommen, dass es dort nicht viel besser läuft. So ging die Verkaufsauflage der NÖN etwa von 85.727 auf 78.876 Exemplare zurück. Das profil verkaufte um 2.019 Exemplare weniger. Davon 599 elektronische. Und vertreibt nun 41.016 Exemplare gegen Geld. Servus in Stadt & Land senkte seine Verkaufsauflage um 9.074 Stück auf 97.583. Der Gewinn kommt nunmehr auf 52.137 Verkäufe, um 4.100 weniger als im zweiten Halbjahr 2021. Die ORF nachlese musste ihre Verkaufsauflage um 6.644 Exemplare auf 68.920 einbremsen. Immerhin konnte sie 12 neue treue Leser hinzugewinnen.

Ein zweiter Blick lässt einen stutzig werden. Denn die Magazine der VGN überraschen durchwegs mit – zum Teil deutlichen – Zugewinnen. So konnte News etwa durchschnittlich 2.328 Exemplare mehr verkaufen als noch im Vergleichszeitraum des Jahres davor. tv-media gar um 17.379. Die autorevue legte um 4.301 Verkäufe zu. Woman steigerte seine Verkaufsauflage um ganze 5.262 Exemplare auf 80.465. Selbst e-media verkaufte mit 22.294 Exemplaren um 1.945 mehr als noch im Jahr davor. Und sogar trend.Premium konnte um 206 Exemplare auf 26.501 zulegen. Verantwortlich dafür ist ein deutlicher Fokus auf die elektronische Ausgabe. So sind etwa von den durchschnittlich 41.266 an den Zahler gebrachten News-Exemplaren 15.751 elektronischer Natur. Bei den 140.680 verkauften tv-media Exemplaren macht der ePaper-Anteil 43.419 aus. Bei e-media sind es mit 11.728 schon mehr als die Hälfte aller verkauften Exemplare. Und auch bei Woman beträgt der ePaper-Anteil schon 22.928. Ähnlich stark auf ePaper wie die VGN setzt der Gewinn, dessen Verkaufsauflage 24.191 ePaper enthält.

 

Gratis-Tageszeitungen: Gebremst

Im zweiten Halbjahr 2022 haben sich die Gratis-Tageszeitungen in ihrem Vertrieb etwas zurückgenommen. Hier dürften auch die hohen Papierpreise eine Rolle gespielt haben. So wurde etwa die Druckauflage von oe24 um 90.600 zurückgefahren. Jene von Heute um rund 31.000. Forciert wurde dagegen das ePaper. So vertrieb oe24 im zweiten Halbjahr 2022 durchschnittlich um 42.171 Exemplare weniger gratis und kommt auf 352.421. Davon sind 57.649 ePaper. Eine Steigerung um fast 50.000 gegenüber dem Vorjahr. Heute konnte 480.382 Exemplare verteilen, um 13.364 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der ePaper-Anteil wurde um mehr als 100 Prozent auf 18.043 gesteigert.

Wie die ÖAK vermerkt, kam es bei den beiden Gratis-Tageszeitungen ab November zu einer Systemumstellung bei der Zählung der Gratis-ePaper-Exemplare. Die zwei Monate November und Dezember wurden daher als Durchschnitt für das gesamte zweite Halbjahr herangezogen. Ein Vergleich von Heute und oe24 sei daher laut Auflagenkontrolle nur für das zweite Halbjahr 2022 möglich. Jegliche Vergleiche mit Kaufzeitungen seien unzulässig, ebenso ein Vergleich des Jahresschnittes.

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