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Verhaltensnormen für eine Welt mit Corona

"Regeln funktionieren am besten, wenn Menschen mitgestalten können"
© pixabay.com

Nur wenn möglichst alle Menschen neue Verhaltensregeln befolgen, wird ein Leben und Wirtschaften in der Corona-Krise möglich. Beim zweiten digitalen VBEN diskutierten die Verhaltensökonomen Gerhard Fehr und Martin Kocher, wie das gelingen kann.

In Österreich werden in wenigen Tagen die Ausgangsbeschränkungen deutlich gelockert, es gibt einen Fahrplan für eine weitere Öffnung der Wirtschaft, auch in anderen Ländern stehen Schritte in diese Richtung an. Nur was kommt danach? Und wie sorgen wir dafür, dass nicht ein zweiter Lockdown im Herbst alle Bemühungen zerschlägt?

Diese Fragen diskutierten am 28. April 2020 die beiden Verhaltensökonomen Martin Kocher, Leiter des Instituts für Höhere Studien in Wien, und Gerhard Fehr, CEO von FehrAdvice & Partners AG in Zürich, beim zweiten digitalen Dialog des Vienna Behavioral Economics Network (VBEN). Zentrales Thema dabei: Wie können erfolgreiche neue Verhaltensnormen für eine sichere Öffnung des gesellschaftlichen und ökonomischen Lebens gestaltet werden, die dann von den Menschen auch freiwillig und langfristig befolgt werden?

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„Je weniger es uns gelingt kollektiv neue Verhaltensnormen zu schaffen, desto grösser wird der wirtschaftliche Schaden“, so Fehr. Es brauche also ein Regelwerk, das es ermöglicht auch mit dem Virus möglichst viel wirtschaftliche Aktivität zuzulassen.

Beim Design kann die verhaltensökonomische Grundlagenforschung zum Kooperationsverhalten des Menschen wichtige Dienste leisten: Kooperation ist ein sehr fragiles Konstrukt. „Sie bricht sehr schnell zusammen, wenn man nicht stützende Maßnahmen ergreift“, erläuterte Fehr und verwies dabei auf aktuelle Daten zur Entwicklung der Mobilität. Schon jetzt sei dort eine deutliche Veränderung zu erkennen, die auf sinkende Compliance mit den Verhaltensnormen des New Normal mit Corona hindeuten.

Die Lösung, so Martin Kocher im Gespräch, sei kontinuierliches Experimentieren: „Das hilft uns Daten zu gewinnen und Lösungsvorschläge zu testen. Und wir können dabei moderne Technologien nutzen.“ Außerdem werde so die Bevölkerung aktiver eingebunden – ein weiterer Erfolgsfaktor für die Stabilität der Compliance mit neuen Verhaltensnormen. „Regeln und Kooperation funktionieren am besten, wenn die Leute mitgestalten können.“

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Ausgehend von dieser Erkenntnis definierte Fehr und Kocher auch die Rahmenbedingungen für erfolgreiche neue Verhaltensnormen: Es braucht klare und authentische Kommunikation, der auch Handlungen folgen. Dazu kommt eine gelebte Kultur des Vertrauens, die auf eine neue Form der Zusammenarbeit setzt. Und es muss ein gewisses Maß an Partizipation sichergestellt sein, die Menschen das Gefühl gibt, dass sie die neuen Regeln mitgestaltet haben.

Am 12. Mai 2020 geht der Dialog zwischen Martin Kocher und Gerhard Fehr in die dritte Runde. Dann diskutieren die beiden weitere Lehren aus dem ersten Lockdown. Alle Details zum nächste Online-Event – und auch die Videoaufzeichnungen der vergangenen Events – finden sich auf der Website des Vienna Behavioral Economics Network: vben.at

30. 4. 2020 / gab
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