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Ermordete Journalistin: Neue Entwicklungen

Malta: Im Fall der vor zwei Jahren getöteten Journalistin wurde ein Geschäftsmann festgenommen.
© pixabay.com / 4711018

Zwei Jahre nach dem Mord an der Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia (ExtraDienst berichtete) ist am Mittwoch ein maltesischer Geschäftsmann festgenommen worden. Yorgen Fenech sei im Morgengrauen auf seiner Jacht auf dem Meer vor der Küste Maltas festgenommen worden, wurde aus Polizeikreisen verlautet.

Die Festnahme erfolgte einen Tag nach dem Angebot von Regierungschef Joseph Muscat, einen mutmaßlichen Mittelsmann zu begnadigen, sollte dieser gesicherte Informationen zum Drahtzieher des Mordes liefern. “Im Rahmen unserer Ermittlungen zum Mord an Daphne Caruana Galizia haben wir einen Mann festgenommen”, sagte eine ranghohe Polizeiquelle. “Er war zum Zeitpunkt der Festnahme auf seinem Boot.” Fenech sei “eine Person von Interesse”.

Festnahme auf Jacht am Meer

Nach maltesischem Gesetz kann ein Verdächtiger bis zu 48 Stunden ohne offizielle Anschuldigung in Polizeigewahrsam gehalten werden. Ob er in dem Fall offiziell beschuldigt ist, blieb vorerst unklar. Fenechs Anwälte ließen eine entsprechende Anfrage zunächst unbeantwortet.

Drei Männer, die den Anschlag auf die Journalistin ausgeführt haben sollen, sitzen bereits wegen des Mordes in Haft, jedoch war bisher immer unklar, wer den Mord in Auftrag gegeben hatte.

Der Zugriff auf Fenech erfolgte demnach kurz nach 05.30 Uhr in der Früh auf dessen Jacht. Den Angaben zufolge hatte der Geschäftsmann versucht, Malta zu verlassen. Nach seiner Festnahme wurde die Jacht zum Hafen von Portomaso zurückbegleitet, wo sie von Polizei und Armee bewacht wird. In Portomaso besitzt die Familie von Fenech das Hotel Hilton.

Gaskraftwerk und Offshore-Gesellschaft

Fenech ist der Chef und Mitbesitzer von Electrogas. Das Unternehmen hatte 2013 einen Vertrag über mehrere Millionen Euro vom maltesischen Staat bekommen, um ein neues Gaskraftwerk auf der Mittelmeerinsel zu bauen. Maltas Behörde für Finanzaufklärung (FIAU) identifizierte ihn zudem als Besitzer der in Dubai ansässigen Offshore-Gesellschaft namens “17 Black”, über die Caruana Galizia vor ihrem Tod berichtet hatte. Der Journalistin zufolge stand die Firma in Beziehung zu maltesischen Politikern.

Die 53-jährige regierungskritische Bloggerin Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto getötet worden. Sie hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte in Malta berichtet. In manche der Skandale waren auch Mitglieder der Regierung von Malta verwickelt, Vorwürfe gab es auch gegen Regierungschef Muscat und seine Familie.

Caruana Galizias Recherchen konzentrierten sich zu einem Großteil auf den Skandal um die “Panama Papers” und auf die damit in Verbindung stehende Korruption auf höchster Ebene in Malta. Aus vor Gericht veröffentlichten E-Mails schien hervorzugehen, dass der damalige Energie- und heutige Tourismusminister Konrad Mizzi und der Büroleiter von Regierungschef Joseph Muscat, Keith Schembri, Firmen in Panama unterhielten, die Zahlungen von “17 Black” erhalten haben sollen. Demnach soll es Zahlungen von tausenden Euro täglich für nicht näher genannte Dienste gegeben haben. Beide bestreiten dies. Muscat sagte, es gebe “gegenwärtig” keine Anhaltspunkte, dass Schembri und Mizzi in den Fall Caruana Galizia verwickelt sein könnten.

“Ein Kraftwerksbesitzer, dem Bestechung des Büroleiters des Regierungschefs und des Energieministers vorgeworfen wird, ist gerade im Zusammenhang mit dem Mord an meiner Mutter festgenommen worden”, schrieb Caruana Galizias Sohn Andrew am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter. “Es ist Zeit, dass Mizzi und Schembri zurücktreten und überwacht werden.”

 

Galizias Ermordung hatte EU-weit Erschütterung ausgelöst. Die Wucht der Bombe hatte ihr Auto Augenzeugen zufolge in Stücke gerissen und ihre Leiche auf ein nahegelegenes Feld geschleudert. Sie hinterließ ihren Ehemann und drei Söhne.

Im September hatte die maltesische Regierung eine unabhängige Untersuchung des Falls angeordnet, nachdem unter anderem die Angehörigen der ermordeten Journalistin Zweifel an der Unabhängigkeit der Ermittlungen geäußert hatten. Auch der Europarat hatte die schleppenden Ermittlungen vor wenigen Wochen kritisiert. Auf der Rangliste der Pressefreiheit liegt Malta auf Platz 77 von 180 Staaten. In den vergangenen zwei Jahren ist der kleine Staat um 32 Plätze gefallen. In der EU stehen nur Ungarn (87.) und Bulgarien (111.) schlechter da.

 

APA / RED

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