Skip to content

Neuer multimedialer ORF-Newsroom geht in Betrieb

356 Mitarbeiter siedeln in den neuen multimedialen Newsroom am Küniglberg - die Verantwortlichen zeigen sich trotz Kritik einiger Angestellten zuversichtlich
©APA/GEORG HOCHMUTH

Der Küniglberg als Hauptstandort des ORF wird künftig noch wichtiger

Nach Jahren der Planung und Bauarbeiten ist es kommenden Montag, dem 20. Juni endlich soweit: Der neue multimediale ORF-Newsroom am Küniglberg wird mit Leben gefüllt. 356 Mitarbeitende werden im rund 3.200 Quadratmeter großen Herzstück des ORF-Mediencampus kommende Woche ihren Dienst antreten. Die Ö1-Belegschaft zieht erst Ende August, jene von Ö3 Ende September in eigene Häuser in unmittelbarer Nähe ein.

Planung mit “sehr viel Gehirnschmalz”

Bis zum Eintreffen der ersten Übersiedelungskisten am Donnerstag wird noch eifrig gearbeitet. So fehlt in dem zweistöckigen Newsroom etwa noch eine große Video-Wall oder auch die Spind-Schlösser in der Lobby. Im Großen und Ganzen ist man aber bereit. Es habe trotz der Weltlage keine gröberen Lieferschwierigkeiten gegeben, zeigte sich Pius Strobl, Leiter des rund 300 Mio. Euro schweren Projekts, bei einer Führung für Journalistinnen und Journalisten am Montag zufrieden. Beim Rundgang durch die großteils in schwarz, grau und weiß gehaltene Räumlichkeit versuchte er den in mehreren Medienberichten thematisierten Unmut von manchen Radio-Mitarbeitenden über den Umzug aus der Innenstadt auf den Küniglberg zu zerstreuen.

So bemängelten diese abseits des angeblich schlecht kommunizierten Veränderungsprozesses etwa die Akustik und dass zu wenig Platz im neuen Newsroom vorhanden sei. Tatsächlich kommen auf zehn Personen sechs höhenverstellbare, in “Wabentischstruktur” angeordnete Arbeitsplätze. “Das wird sich gut ausgehen”, hielt Strobl mit Verweis auf Home-Office, Urlaube und Krankenstände dagegen und versicherte, dass Reserven eingeplant seien. Zur Akustik meinte der Projektleiter, dass “sehr viel Gehirnschmalz” in deren Planung geflossen sei. Man erreiche mit eigens angefertigten Deckenplatten “hervorragende Werte”. Wird es doch einmal zu laut, stehen in Erdgeschoß und 1. Stock über 20 Räume für Besprechungen oder konzentriertes Arbeiten bereit.

„Kein Sparprojekt“

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann betonte, Sorgen und Ängste von Teilen der Belegschaft ernstzunehmen und für bestmögliche Arbeitsbedingungen sorgen zu wollen. Er sei “hellhörig”, sollte es Verbesserungsvorschläge geben. Generell handle es sich um “kein Sparprojekt”. Die Teams und Ressorts hätten dieselben Ressourcen wie bisher – der Online-Bereich werde gar aufgestockt. Der ORF-Chef verspricht sich im neuen Newsroom eine engere Zusammenarbeit, bessere Abstimmung und kürzere Wege.

Auch ORF 2-Chefredakteur Matthias Schrom glaubte daran, dass in den neuen Räumlichkeiten das Interesse aneinander steige, betonte jedoch, dass der Binnenpluralismus erhalten bleibe und etwa Sendungsverantwortliche und Sendungsteams weiterhin vorhanden seien. “Wir werden uns nicht bei Ö1 einmischen und ihnen sagen, wie sie die Journale zu machen haben.” In “Einzelfällen” könne man sich aber künftig etwa fragen, ob es nötig ist, zwei oder gar drei Redakteure zu einer Pressekonferenz zu schicken. “Die Ressortleiter müssen für sich erarbeiten, wie sie die Ressourcen einsetzen”, so Schrom.

Leitung des neues Newsdesk noch offen

Im Erdgeschoß ist neben einem mit Erlen bestückten Atrium mit den laut Strobl größten jemals in Österreich verbauten Glasscheiben der neue Newsdesk angesiedelt. Dieser ist künftig etwa für Monitoring, Verifikation, schnelle (Online-)Nachrichten und soziale Medien zuständig. Die Entscheidung über dessen Leiterin oder Leiter ist noch ausständig. In Blickweite befinden sich Journalstudios und ein neues Newsstudio, das aber erst im Herbst auch für die ORF-Zuseherschaft optische Neuerungen bereithalten wird.

Im ersten Stock, von dem teils auf die Kollegenschaft im Erdgeschoß geblickt werden kann, sind die multimedialen Ressorts, Sendungsteams und die Chefredaktion angesiedelt. Als Chefredakteure agieren Hannes Aigelsreiter (Radio), Matthias Schrom (TV) und Christian Staudinger (Online). Sollten sie sich nicht einigen können, steht als letzte Instanz der ORF-Generaldirektor parat. Noch offen ist, wer letztlich die multimedialen Ressortleitungen für Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft und Chronik übernehmen wird. Erst im Herbst werde man diese Funktionen ausschreiben, sagte Weißmann bei der Führung. Zunächst sollte sich das Geschehen im Newsroom “warmlaufen” und erste Erfahrungen gesammelt werden.

Überarbeitetes Redakteursstatut

Als “Teil des aufgesetzten Prozesses” sei auch ein überarbeitetes Redakteursstatut zu verstehen, erklärte Weißmann. Dieses muss noch vom Stiftungsrat abgesegnet werden und sieht so manches neues Recht für die Redakteurinnen und Redakteure vor. So kann etwa einer Führungskraft nach drei Beschwerden das Misstrauen ausgesprochen werden. Daraufhin befasst sich ein Ethikrat mit der Angelegenheit, der wiederum dem ORF-Generaldirektor eine Empfehlung für die Letztentscheidung liefert. Die Informations- und Anhörungsrechte für die Redaktionen sollen bei Bestellungen erweitert werden. So muss der Generaldirektor künftig schriftlich begründen, wenn er nicht der Empfehlung der Redaktion gefolgt ist. Schlagend könnte das etwa schon bei der Besetzung der multimedialen Ressortleitungen werden.

Ganz aufgegeben wird das Funkhaus in der Argentinierstraße mit dem Auszug von Ö1 Ende August nicht. Dort bleibt ein “Stadtstudio” für mobiles Arbeiten, das Radio-Symphonieorchester und das Radiokulturhaus stationiert.

APA/Red.

Gefällt Ihnen der Beitrag?
Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram
WhatsApp
Email
Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner