Die autoritäre Führung in Belarus hat die für das Land wichtigste unabhängige Nachrichtenseite gesperrt. Wie das Informationsministerium am Dienstag in der Hauptstadt Minsk mitteilte, sollen Verstöße gegen das Massenmediengesetz festgestellt worden sein. Dabei gehe es um die Veröffentlichung verbotener Inhalte wie über den Solidaritätsfonds Bysol, der nach eigenen Angaben den Opfer staatlicher Repressionen finanziell hilft. Das unabhängige Medium war bei den Protesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko international bekannt geworden, nachdem immer mehr ausländische Journalisten des Landes verwiesen wurden. Der Machtapparat hatte dem Portal bereits seinen Medienstatus aberkannt und soll gegen Redakteure vorgegangen sein. Darüber hinaus werde gegen die Mitarbeiter von tut.by wegen mutmaßlicher Steuerhinterziehung ermittelt. Die Internetseite berichtete am Dienstag von Durchsuchungen in der Redaktion und bei mehreren Journalisten. Dabei seien Computer und Mobiltelefone beschlagnahmt und die Chefredakteurin Marina Solotowa, von der Polizei abgeführt worden.
Die Bürgerrechtlerin und frühere Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowskaja sprach von einer vorsätzlichen Tötung eines Massenmediums. Sie forderte, dass die Verantwortlichen von Repressionen gegen Medien mit Sanktionen bestraft werden müssten. Das Portal sei seit 20 Jahren ein Flaggschiff, schrieb die Redaktion nach der Blockade. „Die Medienfreiheit muss gewährleistet sein“, heißt es ihrerseits. Die Journalisten von tut.by wollen im Nachrichtenkanal Telegram und auf anderen Plattformen in sozialen Netzwerken ihre Arbeit weiterführen.
APA/ Red.
