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Musikstreaming: Studie bemängelt Ertragsverteilung und Algorithmen

Wertverlust und Gratiskultur setzen Kreativschaffenden zu
©unsplash

Um die Situation für Kreativschaffende zu verbessern, empfiehlt die Studie transparentere Algorithmen

Kreativschaffende haben es im Streamingmarkt schwer. Das ist u.a. auf weitverbreitete werbefinanzierte Angebote, Algorithmen von denen einige wenige Künstlerinnen und Künstler profitieren und Wertverlust zurückzuführen, wie eine neue Studie des Branchenexperten Emmanuel Legrand im Auftrag des europäischen Dachverbands der Verwertungsgesellschaften GESAC aufzeigt. Ein Ende der Gratiskultur sowie Umverteilung des Ertrags und Förderung von Diversität könnten Abhilfe schaffen.

Streaming macht laut der “Studie über die Bedeutung und Rolle von AutorInnen und KomponistInnen im europäischen Musik-Streamingmarkt” bereits 68 Prozent der gesamten Musiknutzung aus. Häufig werden die Musikstücke gratis angehört, da werbefinanzierte Angebote weitverbreitet sind. Diese generieren jedoch rund zehnmal weniger Umsatz als Bezahlabos. Da Abonnementgebühren seit Jahren nicht gestiegen sind, obwohl Qualität, Anzahl der Songs und Benutzerfreundlichkeit von Musikstreamingdiensten stiegen, liege ein allgemeiner Wertverlust vor.

In etwa ein Drittel der Einnahmen wird von Streamingservices einbehalten, schätzt der Autor, dessen Studie auf Grundlage bestehender Arbeiten, Marktumfragen sowie Interviews basiert. Von den verbleibenden 70 Prozent gehen 55 Prozent an Labels und Interpreten, 15 Prozent an Songwriter und Musikverlage. Und dabei profitieren einige wenige vom hitgetriebenen Markt. 57.000 Künstlerinnen und Künstler machten im März 2021 90 Prozent der Streams auf Spotify aus. Gleichzeitig haben 93 Prozent der Spotify-Artists weniger als 1.000 monatliche Zuhörende. Intransparente Algorithmen haben Anteil an dieser Asymmetrie, so der Studienautor.

Um die Situation für Kreativschaffende zu verbessern, empfiehlt die Studie transparentere Algorithmen. Auch könnte der Musikmarkt auf EU-Ebene unterstützt werden, indem Diversitätsindikatoren und -instrumente gefördert werden, die Bekanntheit und Auffindbarkeit von Nischenrepertoires und europäischen Urhebern erleichtern. Zugleich sollten Maßnahmen ergriffen werden, um Nutzerinnen und Nutzer zum Abschluss kostenpflichtiger Abonnementmodellen zu motivieren. Die dadurch gesteigerten Gesamteinnahmen sollten schlussendlich so verteilt werden, dass Urheberinnen und Urheber mehr vom Wachstum profitieren.

“Wir können dieses Geschäftsmodell nicht weiter akzeptieren, das trotz des exponentiellen Wachstums von Nutzenden und Angeboten nicht in der Lage ist, Kreativschaffende entsprechend zu vergüten”, hielt Gernot Graninger, Generaldirektor der heimischen Verwertungsgesellschaft AKM und GESAC-Präsident, in einer Aussendung fest. “Die Studie bietet den politisch Verantwortlichen in Europa nützliche Einblicke in den Markt und einen konstruktiven Ansatz für ein autorenfreundlicheres und kulturell diverses Musik-Ökosystem”, meinte Véronique Desbrosses, General Manager der GESAC.

APA/Red.

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