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Gefahr durch Alexa, Siri & Co. unterschätzt

Konsumenten ist meist unbekannt, wie viele Daten die Anbieter von Sprachassistenten sammeln.
© Pixabay

Digitalen Assistenten wie Apples Siri, Amazons Alexa, Googles Assistant oder Microsofts Cortana sind mittlerweile immer öfter auf dem Handy mit dabei. Oder sie lauschen in den eigenen vier Wänden mit. Gefällig und klug – aber auch gefährlich, warnten Vertreter der Arbeiterkammer am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Sie spielen Lieblingslieder, erinnern an Termine, beantworten Fragen oder steuern aus der Ferne technische Funktionen zu Hause: digitale Assistenten mit Sprachsteuerung haben in vielen Haushalten Einzug gehalten. Der Komfort habe seinen Preis, so eine aktuelle Untersuchung. Vor allem die Privatsphäre, einst heiß umkämpft, leide: Es entstünden sehr genau Profile jedes Haushalts und der einzelnen Mitglieder. Während bei blinden und motorisch eingeschränkten Mitgliedern die Vorteile wohl meist überwiegen, sollten sich andere Konsumenten über die Hintergründe informieren und abwägen.

Drei von vier Jugendlichen haben Erfahrungen mit diesen Systemen

Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 erteilen 27 Prozent der österreichischen Haushalte bereits smarten Geräten Befehle. Aktuell geht man von etwa einen Viertel aus. Drei von vier Jugendlichen sollen bereits über derartige Erfahrungen verfügen, so die Konsumentenschützer vor Medienvertretern. Sie warnten vor allem vor den Konsequenzen für unbedarfte Kinder und Jugendliche, die ganz selbstverständlich mit der künstlichen Intelligenz kommunizieren.

Studie der Arbeiterkammer dazu

Den wenigsten Konsumenten sei bekannt, wie viele Daten die Anbieter sammeln – und welche Informationen ganz konkret wie ausgewertet werden, ist oft schwer zu eruieren. Eine neue Studie im Auftrag der Arbeiterkammer von 08/2018 bis 06/2019 zeige auf, dass Datenschutz bei der Verwendung der smarten Gadgets nicht selten mehr oder weniger ignoriert wird. Das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) widmet sich auf 77 Seiten vor allem dem “Überwachungscharakter” der Geräte, die in erster Linie der Bequemlichkeit dienen sollen. Der Preis könne der Verlust der Privatsphäre sein, so die Experten. Außerdem würden Qualität und Objektivität der Antworten nicht kontrolliert – es stehe die Frage im Raum, ob die virtuellen Butler nicht mehr ihrem Hersteller als ihrem Besitzer dienen.

Die zunehmende Verbreitung in den letzten Jahren stellt Datenschützer vor viele Fragen: Die Geräte sammeln fast unbemerkt sehr nahe am Leben der Konsumenten Informationen aus Privat- und Geschäftsleben, die in der Analyse ungeahnte Rückschlüsse ermöglichen können. Sprachprofile oder Standortdaten etwa können viel verraten, vor allem zuhause im Lebensmittelpunkt werden darüber hinaus potenziell alle Familienmitglieder bzw. auch Besucher belauscht und ihre Daten gesammelt und bearbeitet.

Viele datenschutzrechtliche Fragen noch ungeklärt

Man wolle das Bewusstsein schärfen, dass man von einer permanenten Lauschbereitschaft ausgehen muss, so Co-Studienautor Jaro Krieger-Lamina. Privateste Unterhaltungen können als “Beifang” beim Anbieter landen. Auch die Auswirkungen auf Weltbild, Verhalten und Kommunikation durch die Interaktion mit diesen Systemen sei nicht zu vernachlässigen: Die harmlose, weibliche Stimme “entlocke” den Usern wertvolle Informationen. Immer mehr “Spione” verstehen mehr weit mehr als auf den ersten Blick gesagt wird, es ließen sich mit den diversen Zusatz-Daten “sehr genaue Persönlichkeitsprofile” erstellen und automatisierte Entscheidungsfindungen ermöglichen.

Viele datenschutzrechtliche Fragen sind derzeit schwer endgültig zu klären: Einerseits fehlt in Österreich die Möglichkeit von Sammelklagen, andererseits sind Auskünfte über gesammelt Daten der User und vor allem der Nutzung und Speicherung oft schwer zu bekommen, vor allem wenn der Unternehmenssitz sich im Ausland befindet. Die intransparente Datenauswertung vertieft laut Konsumentenschützern das Ungleichgewicht zwischen Anbietern und Kunden.

APA/red

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