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Wir und Print aufgeben? Sicher nicht!

Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group, im Gespräch mit ExtraDienst-Herausgeber Christian W. Mucha
© Udo Sitz

Der frisch gekürte „Kommunikator des Jahres“ Markus Mair

Der frisch gekürte „Kommunikator des Jahres“ Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group, im Gespräch mit ExtraDienst-Herausgeber Christian W. Mucha über Unternehmensziele, Qualität und den Kampf um Abos.

ExtraDienst: Gratulation zum Sieg der ExtraDienst „Kommunikator 2018“-Wahl. Während diese Auszeichnung ein persönlicher Erfolg ist, was sind Ihre beruflichen Ziele?
Markus Mair: Vielen Dank, ich habe mich gefreut. Mein höchstes berufliches Ziel ist, die Styria-Gruppe in eine wirtschaftlich gesicherte und strategisch sinnvolle Zukunft zu führen. Die Stabilisierung ist gelungen. Die letzten zwei Jahre waren auch wirtschaftlich sehr gut. Ich würde sagen, 50 Prozent des Ziels sind gelungen, 50 Prozent noch offen.
ED: Worum drehen sich die offenen 50 Prozent?
Mair: Zum einen ist bei den bestehenden Marken dafür zu sorgen, dass sie in einer kombinierten Print- und Digitalwelt gut überlebensfähig sind. Unser Ansatz ist, es im journalistischen Bereich ganz klar über die Qualität zu schaffen. Nicht über den Boulevard oder „flapsige“ Medien. Wir wollen mit unseren Medien in die Tiefe gehen und unserem selbst definierten Qualitätsanspruch gerecht werden. Zum anderen wollen wir die digitalen Marktplätze, die ja nicht mehr ganz neu sind, in eine neue Ära führen. Wir waren bis jetzt erfolgreich mit den Marktplätzen, allen voran Willhaben, gefolgt von Njuskalo, Bolha, Mojedelo und wie sie alle heißen. Dieses Geschäft ist zwar auf einem hohen Niveau, aber da muss weiter investiert werden. Es beginnt jetzt der Next Level für die Marktplätze.
ED: Wie viel Umsatz und Mitarbeiter haben Sie?
Mair: Wir machen mit 2.500 Mitarbeitern aktuell einen konsolidierten Gesamtumsatz von 303 Millionen Euro und einen Marktumsatz von rund 400 Millionen Euro. Im Marktumsatz sind die Beteiligungsergebnisse unserer zwei großen 50-Prozent-Joint-Ventures – RMA und Willhaben – mit eingerechnet.
ED: Wie ist Ihre Definition von Qualität?
Mair: Also im journalistischen Bereich ist für mich Qualität – das mag jetzt banal klingen – saubere Recherche, sehr faktenorientiert. Jedenfalls das Gegenstück zu Fake News. Vertrauen ist ein hohes Gut und bedeutet gleichzeitig auch ein hohes Risiko. Nämlich dann, wenn man dem Vertrauen der Leser gegenüber nicht gerecht wird. Qualität heißt für mich auch, immer fachspezifischer auf Themen zuzugehen. Wenn ich mir heute die Presse anschaue, wenn ich den Economist hernehme, dann ist allgemeines Wirtschaftsverständnis für einen Journalisten zu wenig. Ich brauche Spezialisten. Einen, der sich im Bankenwesen gut auskennt und Bilanzen lesen kann. Einen anderen, der sich in den Goldmärkten auskennt und einen Dritten, der sich mit Rohstoffmärkten auskennt. Das ist für mich auch Qualität. Bei den Marktplätzen heißt für mich Qualität, dass wir das Angebot, das wir unseren Usern liefern, möglichst maßgeschneidert bieten. Das heißt, dass die Angebote, die wir haben, auch immer verfügbar sind. Dass sie schnell verfügbar sind und dass der Weg zum Kunden ein sehr kurzer ist.
ED: Wir alle kennen die Problematik, dass die Jungen kaum mehr Tageszeitungen in die Hand nehmen. Manche meinen, dass nur mehr Special-Interest oder regionale Medien Zukunft haben. Wie sehen Sie das einerseits als Vorstand der Styria, andererseits als Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen?
Mair: Zunächst einmal besteht der Markt ja nicht nur aus jungen Lesern. Und bei unseren Medien in Österreich setzen wir sehr stark aufs Abo. Die Pflege der bestehenden Abonnenten ist ganz wichtig. Die Kleine Zeitung hat rund 250.000 Abonnenten, die Presse liegt aktuell bei 80.000 Abonnenten. Bei der Presse sind davon rund 17.000 Digital-Abos und bei der Kleinen Zeitung 34.000. Ich glaube, dass das eine strategische Frage ist: Gibt man das Printmedium auf? Da sage ich ganz klar: Nein, man gibt es nicht auf. Denn wenn man beginnt, das aufzugeben, dann ist das ganze wirtschaftliche Modell sehr rasch in Gefahr. Das heißt, strategisch ist es natürlich ein Kampf um Abos, aber damit ist nicht unbedingt ein Kampf um Wachstum verbunden. Weil wir alle wissen: Um im Abo-Bereich zu wachsen, muss man schon sehr gut sein. Es geht um das Halten der Zahlen, und dazu brauche ich natürlich auch immer wieder Abonnenten, die nachkommen. Wir generieren ausreichend neue Abos. Zwar nicht mehr in dem Ausmaß wie vor zehn Jahren, aber man darf den Markt nicht liegen lassen. Es gehört nach wie vor investiert und solange als möglich versucht, die Printseite auf einem vernünftigen Niveau zu halten. In Österreich leben wir alle noch zu einem Gutteil von Print.
ED: Gerade ist Ihnen Presse-Geschäftsführer Rudolf Schwarz, der in die Geschäftsleitung der Esterhazy Unternehmensgruppe gewechselt ist, abhanden gekommen. Und um Presse-Chefredakteur Rainer Nowak ranken sich Gerüchte, er sei als ORF-Generaldirektor im Spiel. Wäre das eine große Lücke und hätten Sie einen Nachfolger für Nowak?
Mair: Diese Frage stellt sich bei mir nicht, weil Rainer Nowak und ich übereingekommen sind, dass wir weiterhin gemeinsam arbeiten werden. Das ORF-Angebot hat er so noch nicht bekommen und wir haben eine Abmachung, dass wir weiter zusammenarbeiten. In der Leitung der Presse sind wir mit der Zweier-Geschäftsführung, die aus Rainer Nowak und Herwig Langanger besteht, bestens aufgestellt.
ED: Danke für das Gespräch.

ED3 / 2019
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