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So ticken die Jungen heute

„Fridays for Future“-Demonstrationen sind bei ihnen im Trend, „Influencer“ haben ein Publikum aus Millionen Followern in dieser Altersgruppe. ExtraDienst hörte sich um, wie denn die Jungen heutzutage wirklich ticken.
© Pixabay

Ca. 10 % der unter 30-Jährigen waren bei den Klimademonstrationen dabei

Für die jüngste Österreichische Jugendwertestudie 2019  wurden 1000 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 29 Jahren nach ihrer Lebenswelt befragt. Darin bestätigt sich der langjährige Trend, dass Facebook bei den Jungen im Out ist. Je jünger, desto weniger Facebook. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sind es nur mehr 27 Prozent, die regelmäßig dieses soziale Netzwerk nutzen. Nur noch junge Migranten halten Zuckerbergs Plattform die Stange. Im Gegensatz dazu dominieren bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund Instagram (75%) und Snapchat (62%). „Insgesamt zeigt sich, dass Medien, die sich einer präsentativen Symbolik bedienen, das Diskursmedium Facebook aus dem Feld schlagen“, so die Studie. Tinder und Twitter sind die absoluten Verlierer im Jugendsegment (75% nutzen niemals Tinder, 67% nie Twitter). Aber auch über die Werte der „Generation Z“ kann man aus den statistischen Erhebungen des Wiener Instituts für Jugendkulturforschung einiges erfahren. So erlebe die Familie unter Jugendlichen „eine Renaissance“. Sie ist mit 76 Prozent ihr wichtigster Lebensbereich, gefolgt von Freunden und Bekannten (71%). Religion (13%) und Politik (13,5%) sind in der Lebenswelt der Jugendlichen dagegen nahezu irrelevant. Wieder präsentiert sich ein anderes Bild unter Migranten:  26% finden, Religion sei „sehr wichtig“, 20% halten sie immer noch für „wichtig“. Bei den autochthonen Österreichern dagegen finden sich lediglich 9%, für  die Religion „sehr wichtig“ ist. 

Zeitungen und der ORF genießen lediglich unter 6% bzw. 7% der jungen Österreicher großes Vertrauen. Spitzenreiter im Vertrauensranking sind Polizei, Gerichte und Bundesheer. Das absolute Schlusslicht bilden die politischen Parteien, denen gerade einmal 3% der jungen Österreicher vertrauen.  Der Aussage „Die meisten Politiker haben keine Ahnung, wie es den meisten Menschen geht“ können über 80% zustimmen! Weitere 67% glauben, dass der Wohlstand zurückgehen werde und es ihnen einmal schlechter gehen wird als ihren Eltern. Nur eine vergleichsweise kleine Gruppe hat sehr hohes Interesse an tagesaktueller Politikberichterstattung und reiht sich damit in die politische Info-Elite ein (siehe auch Interview mit Prof. Bernhard Heinzlmaier).

Pragmatisches Denken: Was nutzt mir das?

Beate Großegger ist seit 1996 in der angewandten Sozialforschung tätig als Expertin für Jugend und Generationen. Viele ihrer grundlegenden Studien sind über www.jugendkultur.at/publikationen online abrufbar. Großegger sagt zusammenfassend über ihre Arbeit: „Da junge Menschen keine in sich homogene Masse bilden, sondern sehr unterschiedlich ticken, gibt es keine einfachen Antworten. Allerdings gibt es ein paar Schlüsseleigenschaften, die für die heutige Jugendgeneration typisch sind.“ 

Aber man könne sagen: Die heutige Jugend denkt pragmatisch. Was für sie zählt, ist der persönliche Nutzen. Die jungen Menschen – so Großegger – seien in der Mehrheit nicht große Philosophen, sondern Praktiker, die Nützlichkeitsaspekte abwägen. Geht es nach ihnen, sollte Lernen möglichst schnell zu Erfolg führen. Die „Bildung“ als Investition in die Zukunft ist für Teenager ein schwaches Argument. Es ist eine Botschaft, die nur bei Eltern, die um das zukünftige Wohl ihrer Kinder besorgt sind, funktioniert. Bei den Kids greift das Argument im Regelfall zu kurz. „Die Zukunft“ ist für Pre-Teens und Teenager noch viel zu weit weg. Um auch längerfristig motiviert am Ball zu bleiben, suchen Jugendliche – quasi als Turbo für die Selbstmotivation – eine Bühne, um zu „performen“. Denn: Heutzutage reicht es meist nicht mehr aus, einfach nur gute Leistung zu bringen. Man muss die Leistung auch verkaufen können. 

Von Gerald Teufel

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