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Lebensgefahr

Laut Jahresbilanz von „Reporter ohne Grenzen“ kamen 2019 zwar „nur“ 49 Journalisten ums Leben – gegenüber 86 im Vorjahreszeitraum. Aber 389 sitzen wegen ihrer Tätigkeit im Gefängnis.
© Adobe Stock

Im von Bandenkriegen geschüttelten Mexiko sind Journalisten vor Übergriffen niemals sicher

Medienschaffende leben heutzutage gefährlich. Nicht nur in Ländern, die in kriegerische Auseinandersetzungen verstrickt sind wie Syrien, der Irak, Afghanistan oder Saudi-Arabien. Sondern auch in solchen, in denen man es nicht für möglich halten würde. Dazu zählt neben China und Ägypten, die gemeinsam mit Saudi-Arabien die meisten inhaftierten Journalisten aufweisen, vor allem Mexiko. In dem mittelamerikanischen Land kamen 2019 ebenso viele Reporter ums Leben wie in Syrien (10). Die Aufklärungsquote ist in beiden Ländern gleich null.

Laut Aussage von Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen (ROG), ist „ein Land im Friedenszustand wie Mexiko heute für Journalisten ebenso gefährlich wie das Bürgerkriegsland Syrien.“ Grund dafür ist nach einem Bericht von Reporter ohne Grenzen, dass in vielen Provinzen mächtige Drogenkartelle mit korrupten Beamten und Politikern zusammenarbeiten und dass diese Machenschaften nach Möglichkeit nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. 

Das sollte zu denken geben. Es sind also vor allem Journalisten, die investigativ tätig sind und für Regierungen beziehungsweise regierungsnahe Organisationen unangenehme Machenschaften aufdecken, in vielen Länder in Gefahr. Das betrifft nicht nur Länder wie China oder Kuba, wo die offiziellen Medien von der kommunistischen Partei kontrolliert werden, oder Russland, wo dem Kreml gegenüber loyal eingestellte Oligarchen einen Großteil der Massenmedien überwachen. Auch im unmittelbaren Nachbarland Ukraine kam es in den letzten Jahren  zu mehreren Übergriffen auf Medienschaffende. Bezüglich des im Juli 2016 durch eine Autobombe getöteten Radiomoderators Pawel Scheremet wurden erst im Dezember 2019 mehrere Verdächtige festgenommen, wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtet. Aber auch in „freien Staaten“ wie Australien oder den Vereinigten Staaten von Amerika können Journalisten oft nur unter Schwierigkeiten regierungskritisch berichten, weil sie bei offiziellen Pressekonferenzen nicht zugelassen werden. 

Besonders schlimm ist die Situation für Medienschaffende in Myanmar, wo sich die Arbeitsbedingungen nach einer Phase der Öffnung unter der jetzigen Premierministerin Aung Sun Kyi dramatisch verschlechterten. Zwei Reporter der deutschen Nachrichtenagentur Reuters, die über die Ermordung von Muslimen berichteten, sitzen laut Reporter ohne Grenzen in dem südostasiatischen Land seit mehr als 500 Tagen im Gefängnis.

Viele Mordfälle an Journalisten, über die in den Medien in Österreich berichtet wurde, sind nach wie vor nicht restlos geklärt. Dazu zählen in erster Linie die Tötung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul (2. Oktober 2018), die Autobombe gegen die Malteserin Daphne Caruana Galizia (16. Okober 2017) und die Ermordung des slowakischen Investigativjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova (21. Februar 2018) in Velka Maca in der Westslowakei. Allerdings sind im letzten Jahr die Ermittlungen in diesen Fällen weit vorangeschritten und teilweise Verantwortliche vor Gericht gestellt worden.

Von Thomas Langer

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