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Fellner goes Shopping

Mit einer neuen App und dem eigenen Shopping-Kanal erweitert Wolfgang Fellner dieser Tage sein Portfolio.
© Erich Reismann

Wolfgang Fellner: „Wenn man fleißig und kreativ ist, dann kann man als Gewinner aus solch einer Krise herausgehen“

ExtraDienst:  Welche Performance hat oe24.TV hingelegt in der Zeit des Shutdowns?

Wolfgang Fellner: Fernsehen hat eine enorme Wirkung. Als Printverleger nimmt einen keiner zur Kenntnis, aber kaum ist man im Fernsehen, ist man wer. Ich erlebe den Erfolg meines Fernsehsenders und meiner Talkshow „Fellner!“ persönlich, indem ich inzwischen an fast jedem Tag angesprochen werde, ob am Würstelstand oder beim Taxifahren.  

ED: Was haben Sie für ein Budget für die Show?

Fellner: Null. Die Talkshow verursacht keine Kosten. 

ED: Aber dafür sind doch auch Redakteure, Techniker etc. nötig?

Fellner: Klar, aber diese Leute sind eh da, wir brauchen keine zusätzlichen Mitarbeiter dafür. „Fellner!“ ist die einzige Fernsehsendung Westeuropas, die keinen einzigen Euro kostet. Und wir sind mittlerweile fast jeden Abend in den Top Ten – wenn ich einen interessanten Gast bei mir sitzen habe, sind wir unter den zehn meistgesehenen Sendungen, mindestens aber in den Top 15.

ED: Ist es durch Ihr 360-Grad-Angebot (Tageszeitung, Online, Magazine, Radio, TV) leichter geworden, Gäste in Ihr Studio zu locken?

Fellner: Zu Beginn war es noch etwas schwerer. Dabei hilft uns natürlich die 360-Grad-Sache, alleine schon, weil wir die Interviews jetzt auch in der Sonntagszeitung bringen. Inzwischen rennen uns die Leute die Tür ein.

ED: Lassen Sie uns über Daten, Zahlen, Quoten und Kosten reden. 

Fellner: Ich war immer ein kreativer Gambler. Ich riskiere Dinge, die andere Leute nicht riskieren, und in den meisten Fällen habe ich Glück. Bei oe24.TV habe ich bisher das größte Glück. Wir sind im September 2016 gestartet, und als Erstes kam völlig überraschend eine verschobene Präsidentenwahl. Danach kam gleich eine Nationalratswahl mit Regierungswechsel, dann das Ibiza-Video. Das hat uns an die Spitze der News-Sender geschossen. Und als wir dachten, dass wir die Ibiza-Quote nie wieder erreichen würden, kam plötzlich Corona. Durch Corona habe ich den wirklichen Durchbruch mit dem Fernsehsender erreicht. Das ist das Glück des Mutigen.

ED: Was heißt das in konkreten Zahlen?

Fellner: Wir hatten im März vor einem Jahr einen Marktanteil von 0,23 Prozent. Mit dem Ibiza-Video haben wir es geschafft, auf 0,5 Prozent zu kommen. Damit hat das Werbegeschäft richtig Fahrt bekommen. Derzeit nehmen wir in etwa fünf Millionen Euro an Werbegeld ein. Dazu kommt die Förderung. Wir produzieren mit einem Jahresbudget von 6,0-6,5 Millionen Euro. 

ED: Welche Maßnahmen haben Sie in der Corona-Zeit ergriffen?

Fellner: Der Großteil unserer Angestellten ist auf Kurzarbeit gegangen. Damit wurde die anwesende Belegschaft auf 50 Prozent reduziert. Ein Teil ist zu Hause geblieben als Reserve für den Fall, dass bei uns eine Infektionswelle ausbricht. Wir haben auch Behelfs-Studios vorbereitet, die wir aber nie gebraucht haben.

ED: Und wie lief es danach für Sie?

Fellner: Wir sind in der Corona-Zeit am Vormittag teilweise Nummer eins aller Sender gewesen. Als wir angefangen haben, haben die nicht ganz so Mutigen in der Branche gesagt: „Wer braucht schon einen News-Sender in Österreich? Das wird nie funktionieren.“ Und dann hat sogar SevenOne Media beschlossen, das abzukupfern, und Leute von uns abgeworben. 

ED: Wie viele Leute haben die bei Ihnen abgeworben?

Fellner: Zwei Moderatorinnen, ein paar Reporter, ein paar Chefs vom Dienst – was man halt so braucht, um sowas nachbauen zu können. Das war aber für uns nie ein Problem. 

ED: Ihre Mitarbeiter waren zu einem großen Teil in Kurzarbeit. Wie haben Sie diese Volumina mit dem zahlenmäßig geringer aufgestellten Team bewältigen können?

Fellner: Indem wir alles einfacher strukturiert und auf aufwendige Prozesse verzichtet haben. Und in manchen Bereichen, wie Sport, Kultur, Events, hat es ja auch wenig zu tun gegeben, sodass dort Kapazitäten frei geworden sind.

Das Interview führte Christian W. Mucha

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ED 7 20 cover 18. April 2024

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