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Machtkampf bei ProSieben

Der Großaktionär MFE will das Kontrollgremium nicht entlasten
©APA/dpa/Fabian Sommer

ProSiebenSat.1 ist ein deutscher Medienkonzern, dem unter anderem auch die Streaming-App Joyn gehört

Der deutsche Medienkonzern ProSiebenSat.1 und dessen Großaktionär MFE scheinen sich weiterhin einen erbitterten Machtkampf zu liefern. Bei der Hauptversammlung am heutigen Donnerstag will die vom ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi dominierte Fernsehholding MFE-Mediaforeurope zwar den Vorstand des deutschen Fernsehkonzerns um ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean entlasten. Für eine pauschale Entlastung des Kontrollgremiums wolle man aber nicht stimmen.

MFE auf Angriffskurs

MFE (früher Mediaset) hält mehr als 25 Prozent des deutschen Konzerns. Weil sich die Italiener bei Personalentscheidungen übergangen fühlten, war die Stimmung allerdings zuletzt recht getrübt. So entschied ProSieben etwa im Alleingang über Beaujeans Vertragsverlängerung und der Nachfolgeregelung an der Aufsichtsratsspitze. Nachdem ein Drängen auf engere Zusammenarbeit zu nichts führte, ging MFE auf Angriffskurs – und drohte unter anderem damit, alternative Kandidaten für den Aufsichtsrat vorzustellen. Außerdem machte MFE-Finanzchef Marco Giordani Andeutungen über eine mögliche Übernahme des Medienkonzerns: Man habe zwar diesbezüglich zur Zeit keine Pläne, aber „was in einem Jahr ist, wird man dann sehen“.

Derartige Aussagen widersprechen allerdings den versöhnlichen Tönen, die der italienische Konzern kürzlich doch anklingen ließ. MFE bezeichnete sich als langfristig orientierter Anteilseigner, der die neue Strategie von ProSiebenSat.1 unterstütze. Man habe dabei nicht die Absicht, sich operativ in das Mediengeschäft von ProSieben einzumischen. Die Italiener seien dabei, ein Geschäftsmodell für die Zukunft zu entwerfen, während ProSieben seine Ziele auf eigenständiger Basis verfolge. „Beide Ebenen können nebeneinander bestehen und Synergieeffekte erzeugen“, heißt es.

ProSiebenSat.1 will unabhängig bleiben

ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean setzte hierzu kürzlich in der „Süddeutschen Zeitung“ nochmal ein klares Statement: „Ich sehe ProSiebenSat.1 als absolut unabhängiges Unternehmen, das aus sich selbst heraus wächst.“ ProSieben wolle von Media for Europe wissen, „wie ihre Pläne für einen paneuropäischen Medienkonzern konkret aussehen und welchen Mehrwert das für alle unsere Stakeholder hätte, für Zuschauer, Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre, die Öffentlichkeit.“

Der wachsende Einfluss von MFE auf den deutschen Medienkonzern ruft aber auch bei anderen Investoren Sorgen hervor. So etwa auch Deka Investment. “Wir sehen den wachsenden Unternehmensanteil des italienischen Ankeraktionärs MFE mit Sorge, da weder die Strategie noch die Absichten klar sind”, sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, jüngst in einem Statement zur Hauptversammlung. “Wir fordern MFE dazu auf, Farbe zu bekennen.“

APA/Red.

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