Facebooks Digitalwährung Libra bietet dem Ifo-Institut zufolge den Bürgern in weniger entwickelten Staaten Vorteile. „In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern wird die Zentralbank als verlängerter Arm der Regierung missbraucht, was zu Inflation, Währungsabwertung und realer Entwertung von Sparvermögen führt.“
Das schrieb der Leiter der Ifo-Niederlassung Dresden, Marcel Thum, in einem am Mittwoch veröffentlichten Aufsatz. „Mit der Libra könnten sich die Bürger dieser Art der finanziellen Repression entziehen.“ Gerade die Ärmsten hätten in den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern keinen Zugang zum Finanzsystem. Sie müssten für Kredite horrende Zinsen oder hohe Gebühren für Auslandsüberweisungen zahlen.
Facebook verfolge seine Libra-Pläne aber nicht uneigennützig. „Wenn das System läuft, fallen Geldschöpfungsgewinne an“, so Thum, der den Aufsatz zusammen mit Stefan Eichler, Professor für Internationale Monetäre Ökonomik an der TU Dresden, verfasst hat. „Denn die Libra Association kauft als Gegenwert für die Ausgabe unverzinslicher Libra verzinsliche Staatspapiere oder Bankeinlagen.“ Wertvoll seien auch die anfallenden Nutzerdaten. Denn es würden alle Transaktionen gespeichert. „Zahlungs- und Güterströme lassen sich damit ebenso analysieren wie die Zahlungsmoral von Kunden.“ Geschäftspotenzial biete auch der Aufbau eines digitalen Marktplatzes nach dem Vorbild von Amazon.
APA/Red