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Kremlkritische Zeitung nun in Lettland

Internetseite von Russland umgehend blockiert
© Pixabay

Eine freie Presse ist ein hohes Gut in einer Demokratie. Dennoch hat sich die Lage für Journalistinnen und Journalisten über die Jahre drastisch verschlechtert. Vor allem in Russland, unter der Staatsführung von Präsident Wladimir Putin, wurde die Presse- und Meinungsfreiheit in der vergangenen Zeit massiv eingeschränkt. Besonders in Hinblick auf Kriegsberichterstattung verfolgt Russland eine strenge Zensur.

Mindestens fünf kremlkritische Nachrichtenseiten mussten seit dem letzten Jahr ihre Arbeit niederlegen. Darunter der Sender „Doschd“ und das Nachrichtenportal „Meduza“. Auch die Ausweisung der langjährigen BBC-Korrespondentin Sarah Rainsford zeigt, dass ausländische Reporterinnen und Reporter nur solange mit ihrer Arbeit geduldet werden, wie sie die Machthabenden nicht zu stark kritisieren.

Nun ist am vergangenen Freitag erstmals eine Printausgabe der europäischen Version der bekannten kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ erschienen. Herausgeber ist ein lettischer Verlag, der in Zusammenarbeit mit ins Ausland geflohenen Redakteuren das Blatt „Nowaja Gaseta. Europa“ auf den Markt brachte. Die Ausgabe erschien sowohl auf Russisch als auch auf Lettisch und berichtet ausführlich über den Krieg Russlands in der Ukraine.

In Russland ist das Blatt verboten. Ihr Erscheinen wurde unter dem Druck der Behörden ausgesetzt. Chefredakteur und Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow wurde am 7.April in Russland in einem Nachtzug angegriffen und erlitt bei dem Farbanschlag Verletzungen an den Augen. Trotz dieses Angriffs gründete der russische freie Journalist noch am selben Tag im Exil die „Nowaja Gaseta. Europa“. Wie der Chefredakteur Kirill Martynow in seinem Leitartikel der ersten Printausgabe schrieb, soll diese sowohl faktisch als auch juristisch von der Redaktion in Moskau unabhängig sein.

„Wir wollen die Wahrheit über den Krieg schreiben und alles in unserer Macht Stehende tun, um ihn zu stoppen“, so Martynow. „Wenn unseren Lesern gefällt, was wir tun, und wenn sie uns unterstützen, werden wir erwägen, eine wöchentliche Druckausgabe der Nowaja Gaseta herauszubringen.“ Auch der Erscheinungstermin war gut durchdacht. Die erste Printausgabe war bewusst im Vorfeld vor dem 9. Mai erhältlich. An diesem Tag wird in Russland traditionell der sowjetische Sieg über Hitler-Deutschland mit einer Militärparade gefeiert.

In Lettland trifft die „Nowaja Gaseta. Europa“ auch auf die „Deutsche Welle“. Diese hatte ihr Moskauer Studio nach der von der russischen Regierung angeordneten Schließung nach Lettland verlegt. In Russland selbst wurde die kremlkritische Seite umgehend blockiert.

 

APA/ Red.

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