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Kasperl und Fiaker, Müll und Adlmüller: Neue ORF-Kulturdokus

ORF zeigt im Herbst rund 20 neue Dokumentationen. Breite Palette von kulturhistorischen Themen bis zu Porträts. Neue Filme u.a. über Oskar Werner oder den Arnold Schoenberg Chor.
ORF

Auch dem Kasperl ist eine ganze Doku gewidmet

Vom Mythos Kasperl über das Kulturgut Fiaker bis zur „Kunst der Entsorgung“ und von Oscar Straus über Fred Adlmüller bis zu Oskar Werner reicht die Themenpalette der neuen Kulturdokumentationen, die das ORF-Fernsehen in diesem Herbst anbietet. „Manchmal gibt es dabei einen persönlichen Zugang, manchmal einen kulturphilosophischen Zugang“, sagte Kulturdoku-Chefin Sharon Nuni bei der Präsentation der Vorhaben.

Weil sich am 6. November Christian Hager in der Doku König der Narren der Kultfigur Kasperl widmet, fand die Präsentation in der Urania-Puppenbühne statt und konnte sich ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl „einen Kindheitstraum erfüllen und mit Kasperl und Petzi auf einer Bühne stehen“. Er legte seine Moderator-Rolle jedoch auf Anraten seiner Frau „mehr als Großvati denn als Krokodil“ an. Die älteren Semester bekommen jedenfalls mit einigen Filmen Gelegenheit auch für eigene Rückblicke, auch wenn sich wohl kaum mehr jemand persönlich an Reformpädagogin Eugenie Schwarzwald (1872-1940) erinnern dürfte, der am 5. Dezember ein von Alex Wieser gestaltetes Porträt gewidmet ist.

Die rund 20 neuen Dokumentationen und Dokumentarfilme, zu denen TV-Premieren angekaufter oder im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Kinofilme kommen (etwa Sabine Derflingers Alice Schwarzer-Porträt am 27. November oder Mein Vater, der Fürst von Lila Schwarzenberg und Lukas Sturm am 11. Dezember), zeigen ein breites Kulturverständnis und gelten keineswegs ausschließlich der sogenannten Hochkultur. Traxl selbst widmet sich als Sendungsgestalter dem Thema Übernachten in besonderer Architektur (24. Oktober), Karin Berghammer beleuchtet den Weg des Abfalls in der Stadt (Weg damit, 2. Oktober), Nour Alsoliman, selbst 2015 aus Syrien nach Österreich geflüchtet, porträtiert Migranten und Zuwanderer (Eine neue Existenz – Heimat im Exil, 16. Oktober).

Ulli Gladik porträtierte für Fiaker – A echts Weana Kind (23. Oktober) fünf Kutscherinnen und Kutscher und setzte damit auch der Wiener Seele und der Wiener Sprache in ihrer Ambivalenz zwischen Charme und Rauheit ein liebevolles Denkmal. „Er is halt a typischer Wiener“, charakterisiert in dem Film ein Fiaker sein Pferd Gustav und tätschelt dessen Stirn liebevoll, „meist ist er der Gustl, manchmal aber auch ein Ungustl.“ – „Man lernt viel von dem Film“, versicherte Traxl.

Das gilt auch für das Porträt des Arnold Schoenberg Chores und dessen Gründers und Leiters Erwin Ortner, die ihren 50er bzw. 75er begehen. In Wenn Stimmen Grenzen sprengen (1. November) habe er „versucht, die Menschen in diesem vielschichtigen Biotop sichtbar und hörbar zu machen“, erzählte Gestalter Gustav W. Trampitsch und verglich den Chor mit der deutschen Fußballnationalmannschaft, die es auch schaffe, über Jahrzehnte ihr Niveau zu halten und sich dabei aber ständig personell erneuere.

Als sehr flexibel und erfolgreich erwies sich auch die Kundenorientierung des Modeschöpfers Fred Adlmüller (Der König der Mode, 14. November), dessen Anpassungsfähigkeit dazu führte, dass er bis zum Zusammenbruch des Hitler-Regimes die Frauen von Nazi-Größen mit Abendkleidern versorgte (und für Emmy Göring in Bad Gastein extra eine Modeschau veranstaltete, wie er im Film freimütig erzählt) und kurz darauf bereits die Gattin des sowjetischen Außenministers Wjatscheslaw Molotow als Kundin zählte. „Für mich ist er der Herr Karl auf hochdeutsch – mit nasalem Einschlag“, sagte Regisseur Robert Styblo und zeigte sich besonders stolz, dank seiner Hartnäckigkeit schließlich auch ein Interview mit dem ehemaligen Mannequin Nadja Tiller bekommen zu haben.

 

apa

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