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Innsbrucker Medientag: Qualitätsjournalismus in der Krise

APA-Chefredakteur Bruckenberger ortete „schweren Imageschaden“ durch Chats.
unspash

In Innsbruck wurde über eine bessere Zukunft für den Journalismus diskutiert

Der 17. Medientag an der Universität Innsbruck ist unter dem Motto Qualitätsjournalismus im Krisenmodus über die Bühne gegangen. Dabei wurden viele Aspekte beleuchtet – wobei sich das Panel einig war, dass es um ein Aufrechterhalten der „Glaubwürdigkeit“ gehe. Die Referenten mahnten von Medienschaffenden „Demut“ und „Respekt“ ein. APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger ortete indes einen „schweren Imageschaden“ für die Branche durch „diverse Chataffären“.

Das „Vertrauen in unabhängige Medien“ sei dadurch „untergraben“ worden, sagte Bruckenberger. „Zu große Nähe zu Akteuren und Objekten der Berichterstattung“ bezeichnete er im Zuge der Paneldiskussion als „Gift für die Unabhängigkeit der Medien“. „Äquidistanz“ müsse „oberstes Gebot“ für Journalistinnen und Journalisten sein, so der Chefredakteur der genossenschaftlich organisierten Agentur.

Qualitätsjournalismus funktioniere außerdem nur dann, wenn „wirtschaftliche Unabhängigkeit“ gegeben sei, führte er einen weiteren Punkt ins Treffen. In einer „nachhaltigen Finanzierung und Absicherung“ sah er – nicht zuletzt auch in Zeiten der Digitalisierung – die „größte Herausforderung“.

Mario Zenhäusern, Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung, schlug in dieselbe Kerbe: Qualitätsjournalismus müsse man sich „leisten“ können. Hart ins Gericht ging der TT-Chefredakteur mit der „Medienpolitik des Bundes“, die die Medienförderung auf „ein absolutes Minimum geschrumpft“ habe und damit „in erster Linie“ den Boulevard „füttere“. Die Förderung dürfe sich nicht rein nach der Auflagenstärke richten, es müssten auch andere Kriterien berücksichtigt werden. „Es schaut momentan so aus, als sei Qualitätsjournalismus von Regierungsseite unerwünscht“, schloss Zenhäusern.

Damit griff er einen Aspekt auf, den die freie Publizistin Gabriele Krone-Schmalz im Vorfeld der Paneldiskussion in ihrem Impulsvortrag anführte: Presse- und Meinungsfreiheit stellten demnach zwar die „Basis für Qualitätsjournalismus“ dar, seien aber „keine Selbstläufer“, sondern müssten „zugelassen“ werden. Dabei spielten „reale Machtverhältnisse“ und die Gesellschaft eine Rolle. Auch Krone-Schmalz ging auf den „Kostendruck“ ein. Immer weniger Personen müssten einen „immer größeren Output“ stemmen. Zudem änderten sich die Arbeitsbedingungen rasant. Bedingt durch die Tatsache, dass nun „im Augenblick des Geschehens“ berichtet werden könne, stünden Medienschaffende heute etwa unter einem „gnadenlosen Druck der Aktualität“.

Die Publizistin ging zudem auch auf die Unterscheidung zwischen „Meinung“ und „Information“ ein. Es sei den Mediennutzenden zu überlassen, zu entscheiden „was gut und böse ist“, unterstrich Krone-Schmalz. Medienschaffende müssten also einen „Panoramablick und Perspektivenvielfalt“ bieten. Qualitätsjournalismus müsse das „Fundament“ für „kontroverse Debatten“ legen. In der Akzeptanz „unterschiedlicher Wahrnehmungen“ sah sie eine „Wunderwaffe gegen Polarisierung und Radikalisierung“.

Sabine Schiffer, Gründerin des Instituts für Medienverantwortung, nahm dazu passend in ihrem Vortrag auch die Mediennutzenden in die Pflicht. Warum sich eine Demokratie es leiste, kein Schulfach „Medienbildung“ einzuführen, um zu lehren, wie man „Meinungsbildungsprozesse reflektieren“ kann, verstehe sie nicht. Hier sei die Politik gefordert. Journalistinnen und Journalisten dürften aus „politischen Argumenten“ keine „moralischen“ machen, benannte sie auch hier die Verantwortung.

„Schlaglichter“ warf Schiffer in ihren Ausführungen dann auf aktuelle Konflikte wie die Coronapandemie und den Krieg in der Ukraine. Zu Beginn einer Krise, „wo die Ängste stark sind“ herrsche auch unter Medienschaffenden ein „Tunnelblick“ vor, so Schiffer. Habe sich dieser gelegt, führten unter anderem „unhinterfragte Prämissen“ und der „Nachrichtenwert des Negativismus“ zur „Diskursverengung“.

Die Journalistin Susanne Scholl, die – wie Schiffer, Krone-Schmalz, Zenhäusern und Bruckenberger auch an der Paneldiskussion teilnahm – plädierte für „Demut“. Einzugestehen, dass man „nicht immer alles weiß, sich irren kann“ bezeichnete sie als „Heldentat“.

 

apa

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