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Hass-Maschine Social Media

Antisemitismus im Internet nimmt zu – TikTok als Bruststätte identifiziert
© unsplash

Experten stellten eine Zunahme der antisemitischen Postings auf TikTok um 41 Prozent fest

Rassismus, Sexismus und Antisemitismus sind in der heutigen Zeit noch immer aktuelle Themen. Untersuchungen von Plattformen wie Twitter, Facebook, TikTok und Co von Sabine von Mering von der Brandeis University und Monika Hübscher von der University of Haifa für das Buch „Antisemitsm on Social Media“ zeigten, dass vor allem beim Antisemitismus die Fälle zu nehmen. Diese Annahme unterstützten auch die Zahlen der Anti-Defamation League: Das Jahr 2021 war so gesehen ein Tiefpunkt in der Geschichte der US-Antisemitismus. Die Organisation verzeichnete in diesem 2.717 Vorfälle – der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1979.

Laut Sabine von Mering und Monika Hübscher handelt es sich bei der Rechten heute um eine lose, chaotische und dezentrale Ansammlung von Gruppen. Wird eine dieser Gruppen auf einer Social Media Plattform gesperrt, machen sie unverblümt auf der nächsten weiter. Anfang der 2010er-Jahre verankerten Rechte im Social Web die Botschaft „read siege“. Dies ist ein Verweis auf einen gewalttätig antisemitischen Text von James Mason aus den 1980er-Jahren. Das Meme wurde durch eine Codierung geschützt. Dadurch konnten Plattformen der sozialen Medien diese nicht als Hassrede kennzeichnen. Die Verbreitung nahm ihren Lauf.

Einige Studien zu dieser Thematik zeigen, dass antisemitische Postings weltweit unter einem Prozent ausmachen. Eine groß angelegte Umfrage kam sogar zu dem Ergebnis, dass es nur 0,00015 Prozent seien. Das bedeutet, dass antisemitischer Content viel weniger sichtbar sein dürfte, als allgemein angenommen.

Boom der Verschwörungstheorien

Gerade während der Corona-Pandemie krochen die sogenannten „Schwurbler“ aus ihren Löchern. Anhänger der QAnon-Bewegung scheinen sich dabei überwiegend darauf zu konzentrieren, Verschwörungstheorien über Donald Trump und die Demokratische Partei zu verbreiten. Gläubige von QAnon nutzten die sozialen Medien, um von den Rändern in den politischen Mainstream zu gelangen.

Die beiden Autorinnen stellten zudem fest, wenn Gruppen nicht explizit auf Antisemitismus setzen, dann beziehen sich ihre Verschwörungstheorien trotzdem auf historisch antisemitisches Wissen und Themen. Der sogenannte „deep state“ lasse sich bis in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen, als der lutherische Pfarrer Johann Heinrich Schulz die Juden beschuldigte, sich von den Gesellschaften in denen sie lebten, abzuschotten und so einen „Staat im Staat“ zu bilden, der mittels ihrer eigenen religiösen Gesetze regiert werde.

Auch in den Protokollen der Weisen von Zion geht die Idee vom Staat im Staat Hand in Hand mit der Vorstellung einer jüdischen Weltverschwörung. So gebe es Parallele zwischen der Besessenheit von QAnon in Bezug auf den jüdischen Fianzier und Philantrophen George Soros und historischen antisemitischen Verschwörungstheorien über die jüdische Bankiersfamilie Rothschild. Die Konzentration von QAnon auf Pädophilie und sexuellen Missbrauch hingegen habe ihre Wurzeln in der Ritualmordlegende, nach der Juden christliche Kinder beim Passahfest rituell opfern.

Gefahren auf Social Media

Laut den Wissenschaftlern ist vor allem eine Plattform inzwischen zum Magnet und zu einer Brutstätte für gewalttätige und extremistischen Content geworden. Die Rede ist von der chinesischen Videoplattform TikTok. Das gebe vor allem Anlass zur Besorgnis, da die Plattform bei Tweens und Teens sehr beliebt ist. Die Experten haben jeweils die Inhalte von Februar bis Mai 2020 und 2021 untersucht. Dabei stellten sie eine Zunahme der antisemitischen Postings um 41 Prozent fest. Antisemitische Kommentare stiegen um 912 Prozent an. Antisemitische User-Namen erlebten einen Anstieg um 1.375 Prozent.

Trotz dieser hohen Anstiege, blieb das tatsächliche Ausmaß des Contents im Vergleich zur Gesamtmenge gering, heißt es. Eine Nutzerzahl von mehr als einer Milliarde bedeutet aber trotzdem, dass bereits ein Posting eine Vielzahl von Menschen erreichen kann. Auf einen antisemitische Song über Juden, die in Auschwitz getötet werden, wurde weltweit mehr als sechs Millionen Mal zugegriffen.

 

PA/ Red.

 

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