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Geld-Geschäfte

Paid Content hält die Printmedien weiter in Atem.
© Adobe Stock

Zwischen hängenden Köpfen und Hoffnung: Paid Content hält die Printmedien weiter in Atem. Positive Tendenzen stärken dabei den Optimismus. Jetzt will der Kurier mit besonderen Inhalten ein finanzielles digitales Plus erzielen.

Von Christian Prenger

Die Erinnerungen dürften wenig Freude wecken. In der Frühzeit des Internets zeigten sich viele Verlagsmanager jedenfalls sehr generös: Inhalte wurden angesichts der Euphorie auf allen Seiten verschenkt, Bezahlung seitens der Community galt als so attraktiv wie Flugverspätungen. „Wir lukrieren Geld mit Werbung“, lautete der unrealistische Tenor aus den Chefetagen. Was nur bedingt funktionieren konnte, der monetäre Kuchen war schließlich zu keiner Zeit fett genug, um alle Akteure wirtschaftlich zu sättigen. Geblieben ist jene Sparefroh-Mentalität, die als Kommerz-Gespenst unvermindert durch das Web geistert. Denn fast alle Verbraucher haben damals eine Ideologie verinnerlicht: Informationen aus der Datenleitung sind unentgeltlich erhältlich. Eine fatale Entwicklung, die der Branche seither im Magen liegt. „Der Aufstieg der Online-Medien in den frühen Nullerjahren hat eine Unkultur des kostenfreien Konsums mit sich gebracht. Darunter leiden klassische Verlage bis heute“, konstatiert Werner Ballhaus, Experte der Unternehmensberatung PwC in Deutschland. 

Trotzdem könnte der digitale Boden fruchtbar werden, vermerkt Ballhaus: „Unsere Umfrage liefert erste Hinweise, dass die Entwicklung, anders als oft behauptet, vielleicht nicht unumkehrbar ist.“ Vielleicht winken Profis selbst bei solchen Stimmungsaufhellern ab – aufbauende Botschaften hat es genug gegeben. Mehr als gelungene Versuche, mit digitalen Inhalten Geld zu verdienen. Deshalb halten Paid Content und Paywalls die Medienindustrie weiter in Atem. Vor allem aufgrund der geringen Zahlungsbereitschaft zu vieler User.

Wesentliche Erlössäule

Die Printprofis bleiben am Cyber-Ball und hoffen auf Tore. So wie die Tageszeitung Kurier, wo das neue Angebot Kurier Plus punkten soll. „Die Akzeptanz für die Bezahlung qualitativer redaktioneller Inhalte ist gegeben. Kommerziell wird sich das in den nächsten Monaten und Jahren zur wesentlichen Erlössäule entwickeln. Neun Prozent unserer monatlich rund zwei Millionen Online-Besucher sind schon zahlungsbereit“, weiß Martin Gaiger, Geschäftsführer von Kurier Digital. Er nennt auch Gründe für den Applaus von virtuellen Rängen: „Ein Kulturwandel hat eingesetzt. Sorgt man für gute Unterhaltung, Services und exklusive Information, dann wird dafür bezahlt. Abonnements gehörten seit jeher zum Kerngeschäft von Medienhäusern, das wird sich online fortsetzen. Preislich sowie inhaltlich werden wir differenziert vorgehen mit zielgruppengerechten Angeboten. Das reicht vom günstigen mobilen Einstiegsangebot für Schüler oder Studenten bis zum All-In Service für unsere Stammleser.“

Der Glaube an den finanziellen Erfolg solcher Projekte scheint durchaus berechtigt zu sein. Weltweit verzeichnen Verlagshäuser elektronischen Aufwind für kostenpflichtige Internet-Faktenware. Auch in Österreich finden sich aufmunternde elektronische Renner – etwa die Kleine Zeitung. „Wir haben eine höhere Reichweite als vor Einführung der Paywall und über 35.000 zahlende Digitalabonnenten“, unterstreicht Walter Hauser, Geschäftsführer für den Leser- und Usermarkt der „Kleinen“.

Für ein stabileres Fundament als noch vor Jahren spricht zusätzlich eine Studie der Unternehmensberatung Deloitte. Offenbar nimmt bei vielen Nutzern jenes Umdenken Fahrt auf, das eine bessere ökonomische Position in Aussicht stellt. „Attraktive Inhalte verschwinden immer öfter hinter der Paywall. Konsumenten sind zunehmend willens, hier Geld zu investieren. Die lange verbreitete Gratiskultur im Netz weicht jetzt langsam, aber stetig einer substanziellen Zahlungsbereitschaft“, sagt Deloitte-Experte Klaus Böhm.

Junge Gegenbewegung

Eine veränderte Haltung signalisieren keineswegs nur ältere Semester, die sich von fragwürdigen Gewohnheiten lösen möchten. Allen Vorurteilen zum Trotz avancieren laut PwC tatsächlich junge Personen zu Hoffnungsträgern auf dem Weg zur klingenden Münze. „Während viele der 40- bis 60-Jährigen daran gewöhnt sind, dass journalistische Inhalte im Internet nichts kosten, ist bei den 20- bis 40-Jährigen eine Gegenbewegung zu beobachten“, vermerkt Ballhaus.

Dabei dürfte es sich nicht bloß um Lippenbekenntnisse handeln. Gemäß PwC haben 39 Prozent der 18- bis 29-Jährigen Paid-Content von Zeitungen, Zeitschriften oder Magazinen genutzt. Weitere 20 Prozent jener Gruppe sind prinzipiell zur Zahlung bereit. Aufgeschlossen zeigen sich außerdem 30- bis 39-Jährige. Ein Drittel der Befragten aus dieser Altersgruppe verfügt bereits über Erfahrungen mit Bezahlinhalten, weitere 18 Prozent zeigen sich immerhin aufgeschlossen.

Was auch am langen Atem mancher Führungskräfte liegen könnte. Ballhaus: „Eine wichtige Rolle dürfte spielen, dass viele Verlage seit zwei, drei Jahren zumindest hochwertige Inhalte hinter Bezahlschranken verstecken. Dadurch wachsen jüngere Leser mit der Erkenntnis auf, dass guter Journalismus nicht kostenlos ist.“ Außerdem sei es für junge Digital Natives eben eine klare Sache, dass nicht-physische Produkte ihren Preis haben.

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