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Fünf Medienhäuser in Ecuador erhalten Briefbomben

Als USB-Stick getarnter Sprengsatz verletzt einen Journalisten
©unsplash

In Ecuador haben mindestens fünf Rundfunkjournalisten am Montag Briefbomben zugesendet bekommen. Nach Angaben von Innenminister Juan Zapata explodierte einer der Sprengsätze, wobei sich ein Journalist leichte Verletzungen zuzog. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, werde wegen des Verdachts auf Terrorismus ermittelt. Die Staatsanwaltschaft machte keine Angaben dazu, wer hinter den Zusendungen stecken könnte und wie es zur Auswahl der Medienhäuser kam.

Laut Zapata wurden die Briefumschläge aus der Kleinstadt Quinsaloma in der Provinz Los Rios in die südwestlich gelegene Hafenstadt Guayaquil und die Hauptstadt Quito versandt. In allen Sendungen befanden sich demnach die gleichen Sprengsätze. Nach Angaben des privaten TV-Senders Ecuavisa explodierte ein zugesandter USB-Stick, als ein Journalist diesen an einen Computer anschloss.

Der Journalist Lenin Artieda erlitt laut örtlicher Polizei leichte Verletzungen an einer Hand und im Gesicht. Demnach könnte der USB-Stick mit dem militärischen Sprengstoff RDX versehen gewesen sein. Laut der Nichtregierungsorganisation Fundamedios, die sich für Pressefreiheit einsetzt, enthielt der Umschlag an Artieda eine Drohschrift.

Eine weitere Sendung konnte die Polizei laut Innenminister Zapata in Guayaquil noch bei einem Kurierdienst abfangen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erreichte eine Briefbombe den Sender TC Television.

Auch das Medienunternehmen Teleamazonas gab später bekannt, einen USB-Stick “mit den gleichen Eigenschaften” erhalten zu haben. Laut Fundamedios befand sich in der Sendung eine Notiz, dass sich auf dem Stick Informationen über “Correismo”, einer nach Ex-Präsident Rafael Correa benannten politischen Bewegung, befänden. Die Zusendungen stünden sinnbildlich für “eine neue Eskalation der Gewalt gegen die Presse”, die Regierung müsse “unverzüglich einschreiten”.

Innenminister Zapata bezeichnete die Zusendungen als “eine absolut klare Botschaft, Journalisten zum Schweigen zu bringen”. In einem Statement verteilte die ecuadorianische Regierung “jede Form der Gewalt gegen Journalisten und Medienhäuser”. Jeder Versuch, Journalisten einzuschüchtern, sei “abstoßend”.

Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden größten Kokainproduzenten der Welt. Das lateinamerikanische Land ist in den vergangenen Jahren selbst zu einem Umschlagplatz im globalen Drogenhandel geworden. Innerhalb Ecuadors zählt Guayaquil zu den gefährlichsten Städten. Hier gibt es regelmäßige gewaltsame Auseinandersetzung um Schmuggelrouten zwischen rivalisierenden Gangs.

In der jüngeren Vergangenheit ist es in Ecuador bereits zu Gewalt gegen Journalisten gekommen: Vergangenes Jahr war der Sender RTS TV Ziel eines Schusswaffenangriffs. 2020 explodierte bei Teleamazonas eine Bombe.

APA/Red.

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