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Fernsehen blendet Frauen aus 

Die Universität Rostock untersuchte 3500 Stunden Fernsehen und 900 Kinofilme.
© pixabay.com/KELLEPICS

Die Auswertung der Daten zeigt eine grobe Verzerrung der Darstellung von Frauen im TV.

Von Hans Fisch

Es sind Männer, die im Fernsehen die Welt erklären. Frauen verschwinden ab Mitte 30 meist vom Bildschirm. Auch Kindern vermittelt das Fernsehen ein realitätsfernes Bild von Weiblichkeit. Das geht aus einer Studie der Universität Rostock hervor.

Erste Ergebnisse der von Schauspielerin Maria Furtwängler und deutschen Fernsehsendern unterstützten Studie machten bereits 2017 Furore. Ein Buch widmet sich nun ausführlich dem Thema. Der Titel: „Ausgeblendet – Hält das Fernsehen die Fortschritte in Bezug auf Geschlechtergerechtigkeit auf?“ Die Forscher untersuchten – zum Teil mit der Stoppuhr – 3500 Stunden Fernsehen aus dem Jahr 2016 sowie 900 deutsche Kinofilme von 2011 bis 2016.

Besonders schlimm sieht es laut der Studie beim Kinderfernsehen aus: Kinder wachsen demnach mit einem falschen Bild von Weiblichkeit auf. „Die Hälfte der weiblichen gezeichneten Figuren ist anatomisch nicht möglich“, sagt die Medienwissenschaftlerin Elizabeth Prommer. Untersucht wurde dafür etwa das Verhältnis zwischen Hüfte und Taille, die oft wie bei einer Sanduhr ultra-dünn ist. Nur etwa ein Drittel der weiblichen Figuren sei im natürlich schlanken Bereich, heißt es in der Studie. Prommer betont, Kinder würden auch Figuren mit normalen Körpern akzeptieren. Auch bei Tierfiguren sind 87 Prozent männlich.

Was Männer und Frauen als Experten im Fernsehen angeht, ist noch einiges aufzuholen: Der Frauenanteil liegt im untersuchten Zeitraum bei einem Fünftel (21 Prozent). Wenn Männer als Alltagspersonen vorkommen, sind sie mit 57 Prozent ebenfalls dominant. Das Fernsehen hinkt laut der Forschung der Wirklichkeit hinterher: So gibt es anteilig deutlich mehr Richterinnen, als im Fernsehen als Expertinnen auftreten. Frauen werden im Fernsehen sichtbarer, je mehr Frauen hinter der Kamera das Sagen haben. Bei gemischten Teams dominieren in der Regel die Männer.

Maria Furtwängler unterstreicht, wie verbreitet Vorurteile seien: „Wir sind alle sexistisch, wir sind alle homophob, und wir sind alle rassistisch.“ Auch sie selbst sei demnach nicht frei von Sexismus. So habe sie etwa einmal im Flugzeug die weibliche Stimme der Pilotin gehört und gedacht: „Scheiße, wie komme ich hier raus?“ Ihre Schlussfolgerung: „Wir müssen uns alle immerzu überprüfen.“

Dass Medien einen Einfluss auf die Wirklichkeit haben, beschreibt Furtwängler im Vorwort zum Buch „Ausgeblendet“: Seit in Filmen wie „Die Tribute von Panem“ die Heldinnen Abenteuer mit Pfeil und Bogen erlebten, wurde Bogenschießen bei den Mädchen in den USA immer beliebter.

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ED 6/2019 Cover
ED 6/2019 Cover (Foto: Olivier Matthys/APA/picturedesk.com)

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