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ORF gegen Guerilla-Elefanten – Wrabetz gnadenlos

Ein Getränkehersteller verscherzt es sich mit dem ORF. Reaktion von Alexander Wrabetz.
© MG Mediengruppe

Der ORF hat, wie man hört, der Firma Kambaku ihre Ö3 Werbespots storniert. Sie haben keine Ahnung was das ist? Das hatten wir bisher auch nicht. Dabei handelt es sich um einen Kakao mit Elefantenfrucht – was auch immer das sein sollte. Sprich, irgendeinen von diesen unsäglichen Energydrinks, die keiner braucht. Die an der Grenze der Legalität sind. Die grauslich schmecken und deren Namen man sich sowieso nicht merkt. Dieses Unternehmen hat nun für Elefantengeräusche während dem Sommergespräch zwischen ORF-Redakteur Tobias Pötzelsberger und Pamela Rendi-Wagner gesorgt (ExtraDienst berichtete).

Telekratius findet das geil. Eine tolle Werbeaktion. Und plötzlich merkt man sich, dass Geschäftsführer Alexander Wacker ein Getränk namens Kambaku auf den Markt bringt. Guerilla-Marketing vom Feinsten. Wir überlegen schon, anderen Produktherstellern Tipps zu geben, wie sie sich auch in Szene setzen könnten. Der Kelly’s Vorstand könnte das Knuspern seiner Chips mit Mega-Lautsprechern lang bei Kurz ertönen lassen. Wrigley’s könnte das Platzen eines Kaugummis in Szene setzen. Puntigamer das Rülpsen nach dem Genuss einer Halbliter-Dose mit dem Ploppen des Verschlusses. Und McDonald’s ein deutliches Furzen nach dem Genuss eines Big Mac.

Aber all das ist nicht so sympathisch wie die wackere Aktion von Alexander Wacker mit seinem Kambaku (merken Sie‘s? Ich nenne das Produkt schon das dritte Mal). Und jetzt passiert das Unglaubliche: Der ORF streicht denen die Werbung. Will die Interviewten künftig unter eine Glocke stellen. Um so etwas zu verhindern. Das wirft gleich eine ganze Reihe von Fragen auf. Erstens: Wer stellt eine Glas?- Käse?- Kunststoff?- Glocke auf, in der das gesamte Technikteam, das Kamerateam, das Equipment, der Befragte, der Moderator, zwei Sesseln und das Moderatoren-Tischerl passt? Muss die Glocke durchsichtig sein? Kann sie auch als Käseglocke benutzt werden? Wie teuer ist so etwas? Ist das absolut schalldicht? Weiters: Bedeutet das, dass die Sommergespräche kürzer werden müssen, weil denen unter der Käseglocke nach einer gewissen Zeit die Luft ausgeht? Und: Sind jene, die von Käseglocken geschützt werden, auch geschützte Arten? Wollen wir wirklich, dass ein Hofer oder die Grünen zu den geschützten Arten gehören, die wir mit unserer GIS-Gebühr bezahlen, dass die unter Käseglocken gestellt werden? Fragen über Fragen. Aber jetzt eine Bitte an die ORF-Verantwortlichen. Lieber Alex Wrabetz. Du, der doch mit wunderbarem Humor gesegnet bist, wieso streichst du die Kambaku-Werbung auf Ö3 am Tag nach dem Elefanten-Tröten? Du, der du doch für Kunst, Kultur und Kreativität immer in der ersten Reihe stehst: Wieso hast du denen (persönlich) die Werbung gestrichen? Der sollte doch besser einen Orden kriegen…

Meint zumindest Ihr

Telekratius

 

Wrabetz gnadenlos

ExtraDienst erreichte Alexander Wrabetz für eine Stellungnahme zur Causa.

ExtraDienst: Die Branche findet den Werbegag überwiegend witzig. Ihre Reaktion?

Alexander Wrabetz: Ich kann der Aktion einen gewissen Schmäh nicht absprechen. Aber die Störung hat dem Publikum großen Schaden zugefügt. Viele Zuschauer waren empört. Es ist ja eine ernsthafte Sendung gewesen.

ExtraDienst: Wie planen Sie, solche Aktionen in Zukunft zu verhindern?

Wrabetz: Wir haben im Jahresdurchschnitt täglich acht Stunden Live-Sendungen. Dafür gibt es jetzt Pläne, diese Sendungen vor solchen Störungen zu schützen. Wie, verrate ich nicht. Jedenfalls nicht mit einer Käseglocke. Eigentlich finden die Aufzeichnungen ja in einem geschützten Bereich statt. Aber dieses Unternehmen hat uns hier getroffen.

ExtraDienst: Sie haben Werbebuchungen der betroffenen Firma auf Ö3 storniert. Warum die harte Reaktion?

Wrabetz: Die Firma hat ihr Ziel schon erreicht. Wir möchten denen nicht auch noch eine Plattform geben, wo sie dann ihre Aktion auch noch mit einem Werbespot auf Ö3 auflösen.

 

“Ach, er soll das nicht so tierisch ernst nehmen”

ExtraDienst lud den Geschäftsführer der Kambaku Energy GmbH, Alexander Wacker, zum Gespräch über die spektakuläre Guerilla-Aktion ein.

ExtraDienst: Herr Wacker, das war eine wilde Aktion, die Sie da gemacht haben. Wie kommt man auf so etwas?

Alexander Wacker: Wir haben schon einmal so etwas gemacht bei der Elefantenrunde der letzten Wahl. Da sind wir mit dem Elefanten vorgefahren, sowohl bei Puls 4 als auch beim ORF. Damals sind wir auch in den Medien vorgekommen, aber es war jetzt nicht so die große Aufregung. Dann haben wir uns gedacht: Wie können wir das toppen? Nachdem ich dann zufällig gelesen habe, dass das live stattfindet und wo das genau ist – 23. Bezirk bei der Breitenfurter Straße in einem Garten wo das Studio 2 des ORF ist – haben wir uns gedacht: „Dort fahren wir hin“.

ExtraDienst: Sind Sie beraten worden oder war das Ihre eigene Idee?

Wacker: Nein, das machen wir schon selbst. Wir sind mit dem Elefanten und dem Elefanten-Schreier schon länger unterwegs. Und dann haben wir uns gedacht, dass wir das halt einmal bei einer ORF Sendung machen.

ExtraDienst: Sie haben die Aktion bei den Sommergesprächen angeblich schon vorher probiert?

Wacker: Ja. Eine Woche davor. Beim Sommergespräch mit Norbert Hofer, haben wir es mit einem normalen Lautsprecher probiert. Da hat es aber geregnet und die sind drinnen gesessen. Blöd gelaufen. Deswegen hat es nicht geklappt.

ExtraDienst: Wie haben die Leute auf die Aktion reagiert?

Wacker: Durchwegs positiv. Wenn der ORF sagt, dass sie so viele Beschwerden hatten, dann ist das Blödsinn. Wir haben natürlich ein paar negative Reaktionen – insbesondere von Leuten, die im Wahlkampf aktiv sind – aber die allermeisten haben es lustig gefunden. Es war keine großartige Störung, es war ein kurzer Elefantenschrei. Lächerlich, da so ein Tamtam daraus zu machen.

ExtraDienst: Jetzt haben Sie natürlich, als weiser Kaufmann im Vorfeld, nach der Aktion, die sie geplant haben, gleich für den nächsten Tag in der Früh im Ö3 Wecker einen Spot gebucht. Was kostet das?

Wacker: Ich weiß es nicht genau, aber ein paar tausend Euro. Am Dienstag ist der Spot auch gelaufen. Mit Elefantenschrei, was das Produkt ist und wo es das gibt – bei Billa, Merkur und Sutterlüty.

ExtraDienst: Mit irgendeinem Hinweis auf die ORF-Sommergespräche?

Wacker: Nein, mit gar keinem Hinweis. Nur der Spot. Ohne Hinweis, dass wir jetzt den ORF gecrashed hätten. Wir haben nicht damit gerechnet, dass das medial so aufgeht. Die Idee war halt, dass man sich fragt: Was ist denn das für ein Elefantenschrei? Und am nächsten Tag hört man im Radio die Werbung und stellt vielleicht einen Konnex her.

ExtraDienst: Das heißt, wenn wir jetzt die Artikel in den Zeitungen und die gesamten medialen Reaktionen rechnen, haben Sie jetzt einen Werbewert von ein paar hundert Tausend Euro bekommen, richtig?

Wacker: Ob es so viel ist, weiß ich nicht. Aber wir sind ganz zufrieden.

ExtraDienst: Wann haben Sie erfahren, dass Ihr Spot gestrichen wird? Und wer hat Ihnen das mitgeteilt?

Wacker: Ich habe von dem Vertriebsmitarbeiter, bei dem wir auch den Spot gebucht haben, ein Mail bekommen. Das war ein lapidarer Satz: „Ich muss Ihnen mitteilen, dass wir die weitere Ausstrahlung Ihres Spots stornieren müssen.“ Keine Begründung, gar nichts.

ExtraDienst: Jetzt wissen Sie, dass der ORF-Generaldirektor das persönlich verfügt hat. Und Sie haben gelesen, was Alexander Wrabetz dazu sagt. Was ist die Botschaft, die Sie Wrabetz schicken wollen?

Wacker: Ach, er soll das nicht so tierisch ernst nehmen und hochspielen. Und ein bisschen Humor beweisen.

ExtraDienst: Versprechen Sie, dass Sie künftig derartige Sachen nicht mehr machen oder wollen Sie das noch steigern?

Wacker: Nein, das verspreche ich sicher nicht (lacht). In dieser Form machen wir es wahrscheinlich nicht mehr. Und vielleicht auch nicht beim ORF. Aber wir werden uns wieder kreative Ideen einfallen lassen.

ExtraDienst:  Wie sind Sie auf das Produkt gekommen? Seit wann gibt es das und was kann es?

Wacker: Das Produkt habe ich in meinem Lokal Paolo’s Restaurant entwickelt, das ich früher am Westbahnhof hatte. Das war ursprünglich ein Kakao mit Koffein und Espresso-Shot. Das ist sehr gut angekommen und war innerhalb kürzester Zeit unser meistverkauftes Heißgetränk. Das hat damals so um die 2,50 bis 3 Euro gekostet. Dann habe ich mir gedacht: Den fülle ich in Flaschen ab.

ExtraDienst: Was bedeutet „Kambaku“?

Wacker: Kambaku ist der Name eines legendären Elefantenbullen im Kruger Nationalpark. Es war nicht so einfach, einen Namen zu finden, den man auch gut schützen lassen kann.

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