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Fehl-Tritt

© pixabay.com / stevepb

Günter Traxler, das rote Tuch der Gehässigkeit im Standard, hat wieder einmal zugeschlagen. Irgendwie sieht es so aus, als wolle Traxler als wandelnder Beweis dafür dienen, dass es so etwas wie die oft beschworene Alters-Bösartigkeit definitiv gibt. So, wie man vom Angry-Young-Man spricht, gibt es – angeblich (?) – auch ältere Zeitgenossen, die die Bürde des Alters – wohl aus Angst, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden – gegen Beißreflex, gegen Keifen und Bösartigkeiten eintauschen. Hoffend und bettelnd, dass ihnen damit noch ein wenig an Aufmerksamkeit zukommt, wenn sie nur ordentlich über die Stränge schlagen.

Wobei dies definitiv nicht auf das rote Couleur beschränkt ist. Wie man am anderen schlechten Beispiel, den grindigen Ausritten des 2018 verstorbenen Presse-Seniors Thomas C. ableiten kann, der sich im hohen Alter mit einer ganz besonders ekelhaften Glosse über die israelische Song-Contest-Gewinnerin breit machte. Bevor ihn die Presse-Verantwortlichen entsetzt in der Versenkung verschwinden ließen. Wir sollten das vergessen, (de mortuis nil nisi bene) haben das aber leider nicht…

Nun mögen jene, die für politische Korrektheit eintreten, an dieser Stelle heftig aufschreien. Ob Medikratius den armen 80-jährigen Traxler wegen seines Alters mobbe… Mitnichten. Hier geht es nur um die Fakten. Traxlers Methodik ist einfach gestrickt. Und wirkungsvoll. Und hemmungslos. Und meist bösartig: Der Günter ohne „h“ führt eine Kolumne, die „Blattsalat“ heißt. Sie kommt als Glosse und Satire daher und besteht im kursiven Teil aus Originalzitaten aus den von ihm besonders gehassten Medien. Das sind meist die Gleichen: Entweder er haut auf irgendein Medium aus der Österreich-Gruppe von Wolfgang Fellner drauf (das kann gerne auch das Seitenblicke-Magazin sein) oder er verbeißt sich in eine Publikation aus dem Hause Dichand. Gleich, ob Heute oder Krone. Bevorzugt steht natürlich auch alles, was seiner Meinung nach nicht recht aber zu weit rechts ist, auf Traxlers Gehässigkeits-Liste ganz oben. Der Standard-Leser erkennt die Absicht. Und ist begeistert. Denn Traxler weiß, wie man die linke Kamerilia bestens bedient: In dem man jene, die denen zuwider sind, verbal ordentlich vorführt. So gesehen ist der „Blattsalat“ nichts anderes als eine – in der reichweitenstärksten Wochenend-Ausgabe des Standard verbreitet – regelmäßige Hass-Kolumne. Die sich von dem, was die Poster des lachsfarbenen Blattes verbreiten, nur in einem winzig kleinen Punkt unterscheidet: Traxler publiziert unter seinem Namen.

Und wenn er einmal wieder mit beiden Händen voll in das Erbrochene der eigenen Bösartigkeit greift, dann schützen ihn die Poster. So gut das verbal eben noch geht. Was man denn wolle: Seine Texte seien doch nichts anderes als eine glossierende Aneinanderreihung von Zitaten aus anderen Zeitungen. Er selber trüge dazu ja nichts bei. Auch eine Methode, einen Giftspritzer zu verteidigen: Denn genau in der Aneinanderreihung dieser Zitate, in den gehässigen Zwischensätzen, in den Schlussfolgerungen, in den Untergriffen und in dem, was Traxler nicht schreibt aber andeutet, liegt die unvorstellbare Sauerei seiner regelmäßigen Hass-Tiraden: Dieses Wochenende also unter dem Titel „Wo die Liebe hinfällt“ ein weiteres Œuvre seiner unrühmlichen Veröffentlichungen. Traxler schreibt (und das ist nicht kursiv) „Über die beiden großen Liebespaare der gegenwärtigen Boulevard-Literatur, Kurz und Thier sowie Heinz-Christian und Philippa“. Führt weiters aus, dass die Unterschiede im Paarverhalten beträchtlich seien und schlussfolgert: „Personen, die sich mit dem Gedanken tragen, eine Beziehung zu solchen anderen Geschlechts aufzunehmen, können daraus eine Menge lernen.“ Diese Worte machen schon in den ersten (nicht kursiven) Sätzen klar, wo Traxler die Chose hinführen wollte: Nämlich dazu, der gehässigen Standard-Community – die camoufliert daherkommt und unter dem Deckmantel des Pseudonyms danach ihren Müll in hundertfacher Version im Internet ablagert – zu motivieren, ihren Beitrag zu den sexuellen Neigungen österreichischer Spitzenpolitiker abzusondern. Homophobe Postings sind bei einem solchen aufgelegten „Elfer“ garantiert.

Doch diesmal ging Traxler eindeutig zu weit. Hunderte Poster, die sich – aufgescheucht durch die sozialen Medien – zum Standard verirrt hatten, machten ihrem Unmut Luft. Ein veritabler Shitstorm ergoss sich über den Greifer ins Erbrochene. Und die Volks-Wut ging so weit, dass die Administratoren hunderte Postings löschen mussten. Wobei es diversen Kommentatoren auffiel, dass überdurchschnittlich viele Kurz-Verteidiger und jene, die dem Traxler gehörig ihre Meinung sagten, was sie davon halten, wenn man Leser durch Veröffentlichungen dazu motiviert, die sexuellen Neigungen von Politikern zu thematisieren, der Schere zum Opfer fielen. Wenn Traxler schreibt „Dass der Wahlsonntag einen Sieg – auch für ihre Liebe gebracht hat, zeugt von einer Verbindung zwischen Erotik und allgemeinem Wahlrecht, von der dessen Vorkämpfer nie zu träumen gewagt haben.“ und weiters von einer „aphrodisierende Wirkung des Urnenganges… nach Vorliegen des Ergebnisses“ spricht, dann wird ein Roter wir er gar nicht rot, obwohl er ganz genau weiß, was er damit auslöst. Der alte Spruch von Karl Kraus über die Journalisten – „O Herr, vergib ihnen, denn sie wissen genau, was sie tun!“ – trifft auf den Hass-Poster Nummer eins in Österreich (mit eigener Kolumne) angesichts derartiger Untergriffe vollinhaltlich zu. Ich glaube, Traxler ist nur traurig darüber, dass er die Verbreitung eines Michael Jeannée nicht erreicht. Und dabei ist er nichts besseres als dessen politische journalistische Antithese. Nun, es gibt Saubartln unter den Journalisten. Es gibt welche, die es ganz tief anlegen. Und es gibt welche, die bewusst vorsätzlichen Hass, Bösartigkeit, Zwietracht schüren und es nur darauf anlegen, dass eine Community wie der Stier auf das rote Tuch darauf reagiert und beginnt, erfolgreiche Spitzenpolitiker wegen ihrer sexuellen Neigungen zu diskreditieren. Bezeichnend dann auch die Postings (die bis zur Veröffentlichung dieses Kommentars nicht gelöscht wurden), die Kurz massiv bashten und weiters die sexuelle Neigung von ÖVP-Minister Blümel thematisierten. Als darob als Einwand gebracht wird, dass dessen Freundin schwanger ist, wird im Standard-Forum repliziert, dass das eine das andere nicht ausschließe. Eine erbärmliche, grindige Art, Klicks zu generieren, Internet-Reichweiten auf Hass und Bösartigkeit aufzubauen. Herr Bronner, Sie sollten sich für dieses Œuvre und diesen „Mitarbeiter“ genieren.

Und an die Sozialdemokratie generell: Wer Augen hat, zu sehen, und wer weiß, wie Politik funktioniert, der braucht nicht lange nach den Gründen für die Wahlschlappe der SPÖ zu suchen: Aggression, Bösartigkeit, Gehässigkeit, Untergriffe und persönliche Attacken haben noch nie funktioniert. Selbst der alte Bruno Kreisky hat sich seinerzeit weitgehend zurückgehalten. Das schlimmste, was dem passiert ist, war eine gewisse grantelnde Unwirschheit, mit der er Journalisten vorführte („Lernen Sie Geschichte, Herr Reporter!“). Aber wenn Rendi-Wagner versucht, Kurz nieder zu machen, wenn die SPÖ Sektion Langenzersdorf einen Konnex zwischen einem grauslichem Mehrfach-Mord und der FPÖ herzustellen versucht (und offenkundig daraus politisches Kapital schlagen möchte) und wenn Günter Traxler die sexuelle Neigung des Bundeskanzlers mit seinen grindigen Äußerungen anmoderiert, dann weiß man: Die Sozialdemokratie ist „auf dem richtigen Weg…“ Wie hieß der Film-Titel so schön? „Am Rande des Abgrunds“. Morgen machen wir dann einen Schritt vorwärts. Freundschaft!

 

Medikratius

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