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Muss man die Ehre eines Toten so schmähen?

Hasspostings über Niki Lauda auf „Standard“ & Co.
© APA/Scheriau

Mit dem möglich bevorstehendem Sturz der Regierung – vorausgesetzt, die Opposition denkt nicht staatstragend, sondern wahlwerbend – steht zu befürchten, dass eines der wichtigsten geplanten Gesetze im nächsten Jahr nicht realisiert wird: Auf das ich schon seit eineinhalb Jahrzehnte intensiv hoffe, und wofür ich mit all meiner Kraft gekämpft habe:
Nämlich der Fall der anonymen Hasspostings, die Anmeldepflicht mit Namensnennung von Postern auf den diversen Webpages.
Nur zum Beweis, wie übel es da zugeht, möchte ich die heute um 9:30 Uhr von mir protokollierten und mit Screenshots festgehaltenen Statements anführen, die anlässlich der Ankündigung, dass der verstorbene Nikolaus Lauda im Stephansdom aufgebahrt wird, im „Standard“ zu lesen sind:

Screenshot

In der üblichen Untergriff-Manier, im Hassen, Beschimpfen, Niedermachen, Schlechtreden, der ja auf der „Standard“-Webpage in den Kommentaren traditioneller gepflegter Usus ist, wird dort – ohne jedwedem Respekt vor dem Toten – über Lauda hergezogen. Lesen Sie in der Folge nur einige jener Statements der „Standard“-Poster, die von der großartigen Riege der „Standard“-Korrektoren in grenzenlosem Zynismus „stehen gelassen“ wurden.

Screenshot

Dabei verhält sich wieder genauso wie beim Tod von ORF-Korrespondentin Eva Twaroch zu Jahresbeginn: Die Menge johlt, geifert und hetzt. Und der „Standard“ lässt die Veröffentlichung zu.

Respekt vor den Toten: nicht mit der Standard-Community.

Da kann man unter anderem wörtlich folgendes lesen:

„Ein Mann, der nie was mit der Kirche am Hut hatte (…) hätte das wohl selber nicht gewollt. Da würd a Autowerkstatt oder der Flughafen sicher besser passen…

„Ein bekennender Atheist, der nie ein gutes Wort für die Kirche übrig hatte wird in der größten Kirche Österreichs aufgebahrt.“

„Die Bilder vom roten Novomatic-Kapperl auf dem Sarg werden durch alle Medien gehen…“

„Steht da nicht mehr Parmasalat drauf?“

„Was soll die alberne Heroisierung eines Rennfahrers und mäßig erfolgreichen Unternehmers?“

„Ist wahrscheinlich DAS Highlight für die morgige angesetzte „lange Nacht der Kirchen.“

„Wenn am Sarg Sponsoren ihren Nachruf anbringen würden, würde dies in diesem Fall nicht mal geschmacklos wirken.“

„Dem wein ich keine Träne nach, wozu im Stephansdom??? (…) fragts mal wieso die Babysitter seiner Zwillinge gekündigt haben.“

„Das ist schon kranke Heldenverehrung.

„Respekt gegenüber Lauda- von was. (…) Blöd im Kreis fahren und Fluglinien schrotten oder doch für das miese bezahlen seiner Angestellten?“

„Es ist natürlich Privatsache aber ich finde so spät Vater werden etwas verantwortungslos den Kindern gegenüber.“

Erbärmlich

Wem das noch nicht reicht und wer sich angesichts solcher Statements, die an Pietätlosigkeit, Gehässigkeit und Bösartigkeit kaum zu überbieten sind, mit dem die lachsfarbene Tageszeitung Reichweiten, Klicks und damit Geld lukriert, nicht extrem ekelt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Ich fordere die „Standard“-Verantwortlichen auf: Machen Sie endlich Schluss mit diesen unwürdigen Postings.

Sie, Herr Bronner, haben die Hasspostings beim Tod ihres Vaters gelöscht. Warum lassen Sie derartigen Müll auf Ihrer Page zu?

Ich bin traurig, beschämt und verstehe nicht, wie der Jahrtausende alte Spruch „De mortuis nil nisi bene“ (über die Toten soll man nur mehr Gutes sagen) sowie Menschenwürde, Menschlichkeit und Pietät vom „Standard“ und seiner ekeligen Poster-Partie derartig mit den Füßen getreten wird. Und: dasselbe gilt natürlich auch für alle anderen Erbärmlichkeiten dieser Art auf allen anderen Plattformen Österreichs, nur um das auch noch klarzustellen.
Laudas Familie und seine Kinder tun mir von Herzen leid.
Ich hoffe, die lesen das nicht…

 

cwm/red

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