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Ex-Krone-Chefredakteur Friedrich Dragon tot

Er starb im Alter von 93 Jahren. Prägte neben Hans Dichand über Jahrzehnte die größte Tageszeitung des Landes.
APA/Artinger Guenter

Friedrich Dragon (1929-2023)

Der jahrzehntelange Kronen Zeitung-Chefredakteur Friedrich Dragon ist tot. Er starb laut Der Standard am Dienstag im Alter von 93 Jahren. Dragon führte die Redaktion der größten Tageszeitung des Landes für 42 Jahre. 2001 fiel er bei Hans Dichand als 72-Jähriger in Ungnade und schied im Streit.

Dragon wurde am 2. August 1929 in Krems geboren. Er studierte Anglistik und Zeitungswissenschaften. Als Hans Dichand im Jahr 1958 im Kurier verkündete, er werde das Haus verlassen, um eine eigene Zeitung zu gründen, war Dragon, damals in seinen späten 20ern, der Erste, der erklärte: „Ich gehe mit Dichand…“ Gemeinsam machten sie die Krone zu Österreichs meistgelesener Zeitung. Dragon werkte ab 1959 mit dem Titel des Chefredakteurs als loyaler Blattmacher und leitete, wie er selbst sagte, vor Dichands 80. Geburtstag „mehr oder minder selbsttätig“ die redaktionellen Belange des Blattes. „Dann, knapp vor seinem 80er, wollte er (Dichand) immer weniger aus der Hand geben. Mir ist das eigentlich unerklärlich“, so Dragon später. Er galt als Seele des ganzen Krone-Betriebs und war neben Dichand der Einzige, der im Haus etwas zu sagen hatte.

„In Dichands Begleitung befand sich stets Doktor Friedrich Dragon, mehr Realist, kein bisschen Fantast, der gesellschaftlich Wendigere, neben dem auch der eher scheue Hans Dichand an Sicherheit gewann“, heißt es in Dichands Biografie Im Vorhof der Macht. Als Dragon mit 65 in Pension gehen wollte, ließ Dichand seinen Blattmacher nicht ziehen und beschäftigte ihn als Konsulenten weiter.

2001 kam es zum Zerwürfnis. „Verschwinde. Verschwinde. Du bist entlassen, verschwinde endlich.“ Mit diesen Worten soll der Krone-Chef seinen langjährigen Freund aus dem Haus gejagt haben. Grund der Eskalation war ein Streit über einen Krone-Aufmacher. Der damals 80-jährige Dichand warf dem Gefährten vor, „eine Art geheime Redaktionskonferenz veranstaltet zu haben, um Dichand auszuschalten“, berichtete Dragon später.

Der Bruch war nicht mehr zu kitten, in den folgenden Jahren sahen sich die ehemaligen Freunde hauptsächlich vor Gericht. Um seinem Widersacher Dichand eins auszuwischen, setzte der inzwischen verstorbene WAZ-Chef Erich Schumann Dragon im Jahr 2003 als Einzelprokurist des deutschen Zeitungskonzerns ein. Der Konflikt zwischen der Familie Dichand und Dragon, in dem es vor allem um gegenseitige Rufschädigung ging, schwelte weiter und vermischte sich mit Dichands jahrelanger Schlammschlacht mit dem Hälfteeigentümer WAZ. Einen von vielen Höhepunkten erreichte der Streit 2006 mit der Entlassung des von der WAZ bestellten Chefredakteurs Michael Kuhn durch Hans Dichand. Erst 2007 kehrte der damals knapp 78-jährige Dragon Österreichs größter Tageszeitung endgültig den Rücken zu und trat seinen Ruhestand an, wo er sich unter anderem dem Fischen widmete.

 

apa

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