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Eine verzweifelte Medienbranche

Die negativen Folgen steigender Energie- und Papierpreise
© Unsplash

Wir befinden uns in turbulenten Zeiten. Der Krieg in der Ukraine, zwei Jahre Corona-Pandemie und die Klimakrise klopft immer emsiger an die Türe der Menschheit. Das all dies nicht geschehen kann, ohne negative Auswirkungen zu haben, erschließt sich von selbst. Nun ist der Aufschrei in der Medienbranche groß. Die stark gestiegenen Papier- und Energiepreise machen dieser nämlich zu schaffen. Die zusätzliche finanzielle Belastung sind Mehrkosten in Millionenhöhe, die sich in so mancher schlankeren Zeitungs- und Magazinausgabe bemerkbar macht. Der Ruf nach finanzieller Unterstützung durch die Politik wird lauter. Der Geschäftsführer des Verbands Österreichische Zeitungen (VÖZ), Gerald Grünberger, meint gegenüber der APA: „Unterstützung wäre überaus willkommen und wichtig, um die Produktion von Zeitungen und Magazinen sicherzustellen.“

Mittlerweile belaufen sich die Kosten für eine Tonne Zeitungsdruckpapier auf rund 1.000 Euro – womit eine Verdoppelung innerhalb eines Jahres vorliege. „Das ist beträchtlich und schlägt sich bei größeren Medienhäusern mit zweistelligen Millionenbeträgen an Mehrkosten nieder“, erklärt Grünberger. Auch der Geschäftsführer der Mediengruppe Österreich, Wolfgang Zekert, sprach angesichts der steigenden Papier- und Logistikpreise von einem „Wahnsinn“. „Man kann die Mehrkosten faktisch nicht mehr kompensieren“, so Zekert gegenüber der APA.

Spare, spare, spare

Als Reaktion auf die steigenden Energie- und Papierpreise wird bei einigen Medien beim Umfang der Zeitungsaushaben gespart. Im „Kurier“-Medienhaus sei man sehr rigide bei den Seitenumfängen, wie dessen Geschäftsführer Thomas Kralinger der APA in einem Interview erklärte. Auch Kurt Kribitz, Vorstandsmitglied der Styria Media Group erklärte in einem Interview mit dem „druck medien Magazin“: „In der Zeitungsbranche ist es so, dass wir auf Engpässe reagieren können, indem wir die Zeitungsumfänge reduzieren. Diese Steuerung wird derzeit ausgereizt, sodass nur das Notwendigste verdruckt wird.“

Besonders Gratiszeitungen sehe Zekert mit einer schwierigen Situation konfrontiert, da Abo-Erlöse fehlen und man an diesen auch nicht schrauben könne. „Wir warten darauf, dass die Politik ein Zeichen setzt. Medien in Österreich werden an oder schon über die Grenze der Verkraftbarkeit gebracht.“ Wenn man zum Medienstandort und dessen Vielfalt stehe, sei es „schwer an der Zeit, sich etwas zu überlegen“, so der Österreich-Geschäftsführer.

Negative Folgen auch auf dem TV-Markt

Auch auf dem TV-Markt wirken sich die steigenden Preise aus. „Die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen, wie steigende Inflationsprognosen und erhöhte Strom- und Energiepreise, stellen den ORF vor große finanzielle Herausforderungen“, heiß es aus dem öffentlich-rechtlichen Sender. So können etwa die Kostensteigerungen aus heutiger Sicht nicht mehr kompensiert werden, weswegen an einem umfassenden Maßnahmenpaket gearbeitet werde. Dieses soll zu Entlastungen führen, um trotz „schwieriger und unvorhersehbarer Umstände“ ausgeglichen zu bilanzieren, merkte der ORF an. Sonderförderungen könnten kurzfristig helfen. „Wir spüren die Auswirkungen von Inflation und Teuerung genauso wie die gesamte Medienbranche. Wobei der Printsektor noch härter betroffen ist als die TV-Branche“, teilte ServusTV auf Anfrage mit. Der Salzburger Privatsender sieht aber das Problem nicht grundsätzlich im Förderwesen, sondern bei der allgemeinen Änderungen der Rahmenbedingungen im Mediensektor.

Die Medienministerin Susanne Raab hat sich so manche Weichenstellung vorgenommen – darunter eine ORF-Gesetzesnovelle oder die Neuaufstellung von Medienförderungen. In sogenannten Medienkonferenzen soll darüber diskutiert werden. Wobei dort auch bereits Teuerung, Papierpreise und deren Auswirkungen auf die Medienhäuser zur Sprache kamen. Im Jahr 2020 gab es als Reaktion auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie eine Medien-Sonderförderung. Diese dürfte diesmal allerdings nicht in Ausarbeitung sein. Vonseiten des Medienministeriums gab es zur Lage der Branche und etwaigem Förderbedarf keinen Kommentar.

 

APA / Red.

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