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Ein Journalist zwischen Pool und “Kurier”: Peter Rabl wird 75

Sorgte mit ORF-"Sommergespräch" im Schwimmbecken für Aufsehen
©unsplash

Er stand so lange wie sonst niemand an der Spitze der “Kurier”-Redaktion, schrieb mit einem ORF-“Sommergespräch” im Pool Fernsehgeschichte und sorgte mit kritischen Interviews für Aufsehen: Peter Rabl stand lange im Brennpunkt des journalistischen Geschehens, hat sich von dort aber mittlerweile verabschiedet. Am Sonntag, 11. Juni, wird Rabl 75 Jahre alt.

Rabl wurde am 11. Juni 1948 in Bruck an der Mur in der Steiermark geboren und ging für ein Publizistikstudium, das er nicht vollendete, nach Wien. Seit 1971 arbeitete Rabl als Journalist – zunächst bei den “Niederösterreichischen Nachrichten”, dann bei der “Wochenpresse”, wo er zuletzt als Ressortleiter Innenpolitik tätig war. Von 1975 bis 1980 legte Rabl als Chefredakteur-Stellvertreter und Leiter der Innenpolitik eine erste Zwischenstation beim “Kurier” ein.

Danach wechselte der Medienmacher in den ORF, wo er als Chef und Präsentator der Fernsehsendungen “Politik am Freitag” und “Inlandsreport” tätig war. Rabl war unter anderem an der Entwicklung der “Sommergespräche” beteiligt. In Erinnerung ist noch heute sein Interview 1981 in Badehose mit dem damaligen FPÖ-Chef Norbert Steger. Dabei sei ihm die Idee, das Ende des Interviews im Pool zu führen, spontan gekommen. Es war “brüllend heiß”, erinnerte sich Rabl. Und der FPÖ-Chef “spielte mit”, was heutzutage höchst ungewöhnlich wäre. “Ich glaube, dass man heute in Wahrheit nur noch in glücklichen Momenten entspannt reden kann. Es ist alles gelernt und trainiert”, zeigte er sich zum 40-jährigen Jubiläum der Sendung gegenüber “profil” resigniert.

Von 1984 bis 1988 leitete Rabl am Küniglberg die Hauptabteilung Dokumentation. Aufsehen erregte er mit kritischen Interviews. Vor allem ein Gespräch mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Kurt Waldheim – über dessen Kriegsvergangenheit – sorgte für Kontroversen. Rabl und sein Co-Interviewer Hans Benedict wurden von der Rundfunkkommission deswegen verurteilt. Rabl und der ORF riefen in der Folge den Verfassungsgerichtshof (VfGH) an und bekamen in einem Grundsatzerkenntnis recht.

Vom ORF zog es Rabl wieder in den Printjournalismus. Von 1988 bis 1991 war er Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins “profil”. Als Rabl auch zum Vorstandsdirektor der “Kurier”-Magazin-Tochter Zeitschriften Verlagsbeteiligungs-AG ernannt wurde, zu der auch das “profil” gehört, rebellierte die Redaktion des Nachrichtenmagazins und initiierte einen Streik, um gegen diese ihrer Meinung nach unvereinbare Kombination zu protestieren.

1993 erreichte Rabl schließlich der Ruf an die redaktionelle Spitze des “Kurier”, wo er zum Herausgeber, Chefredakteur und Geschäftsführer aufstieg und das bis 2005 bleiben sollte. Als längstdienender Chefredakteur des “Kurier” hat Peter Rabl in dieser Funktion Vorgänger wie Hugo Portisch, Hans Dichand oder seinen Ex-Schwiegervater Gerd Bacher – Rabl war mit Bachers Tochter Helga Rabl-Stadler verheiratet – überholt. Daneben betreute Rabl von 1995 bis 1997 aus dem Haas-Haus die ORF-TV-Sendung “Zur Sache”.

“Der Peter Rabl denkt mit dem Herzen und fühlt mit dem Kopf”, beschrieb der spätere “Kurier”-Chefredakteur Christoph Kotanko einst das Temperament seines damaligen Chefs. Und “Zeit im Bild”-Legende Robert Hochner meinte, dass für Rabl ein Politikerinterview nur dann gut sei, “wenn das Blut des betreffenden Politikers am Schluss der Sendung langsam über den Studioboden und die Außenwand des Haas-Hauses herunter rinnt”. Rabl selbst sieht sich entspannter. Die Qualität seiner Interviews habe bestenfalls darin bestanden, “die Befragten im Sinne maximaler Information für die Seher durch präzise Vorbereitung und hartnäckiges Nachfragen ins Schwitzen zu bringen”.

Ab 2005 betätigte sich Rabl als freier Journalist und war etwa als “Club 2”-Gastgeber im ORF tätig. Im Zuge der Einstellung der Sendung kritisierte er den ORF im Allgemeinen als “nicht ausreichend gut geführt”. “Die Identität bröselt. Die politischen Tauschgeschäfte sind umfangreicher denn je”, meinte er. Aber auch dem “Kurier” blieb er erhalten. So steuerte er etwa für die Sonntagsausgabe regelmäßig den Hauptkommentar bei. Mit 2013 endete die Zusammenarbeit aber auch dort, wobei er keinen Hehl daraus machte, dass er gerne noch länger weitergemacht hätte.

Anschließend startete er seinen Blog derRabl.at, veröffentlichte das Buch “Der Unwohlfahrtstaat: Hat unser System noch Zukunft?”, betätigte sich als “Querschreiber” bei der “Presse” und zog sich schließlich zu seinem 70. Geburtstag aus dem journalistischen Geschäft zurück. Von seinem Twitter-Account hat er sich aber nicht verabschiedet. Bis heute teilt er dort eifrig Artikel – oft mit einigen wenigen Worten als Begleitkommentar.

APA/Red.

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