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Ein großer Könner hat die Werbebühne verlassen

Oscar Czapek ist tot. Ob Werbespots, Inseratenentwürfe, PR- Kampagnen oder Marketing -Strategien, seine kreativen Ideen kamen wie vom Fließband.
© Archiv

Einer der legendären Sätze von Oscar Czapek wird uns immer in Erinnerung bleiben: “Ein Verkäufer beginnt erst dann, wenn der Kunde Nein sagt.“

Oscar Czapek ist tot. Er war einer der letzten großen Allroundler im Kommunikations- Business. Ob Werbespots, Inseratenentwürfe, PR- Kampagnen, Marken-Events oder Marketing -Strategien, die creativen Ideen liefen bei ihm wie vom Fließband. Er wurde schon in jungen Jahren zu einem Shooting Star in der Branche. Und er kam praktisch aus dem Nichts. Elternhaus in Offenhausen im Hausruckviertel. Vater Gendarm. Lehre in einer Buchhandlung in der Linzer Landstraße. Berufliche Gehversuche in der oberösterreichischen Provinz. Und dann, urplötzlich, die Karriere in Wien. Im Alter von 29 Jahren gründete er 1965 in einem kleinen Zimmer seiner Wohnung in Wien-Favoriten, kräftig unterstützt von seiner Frau, die Werbeagentur Czapek Creativ. Drei Jahre später startete er die PR- Agentur Marktinformationen GmbH. Im Jahr darauf beschäftigte er rund 40 Mitarbeiter. Er hatte Kunden aus allen Sektoren der Wirtschaft. Und 1969 startete er sogar mit einem ersten Fachmagazin für Werbung, Marketing und Medien, dem „Up To Date“, das der Vorläufer für den heute von Mucha mit großartigem Erfolg verlegten „Extradienst“ war. Oscar Czapek, ein bunter Vogel.

Die Werbeszene damals, Anfang der Siebziger, war ja bunt, lebendig, vielfältig und kreativ. Es war die Zeit, da Österreich endgültig den Anschluss an die moderne Welt gefunden hatte. In der Politik rollte die Kreisky Walze ab. In der Gesellschaft spürte man, getragen von den sogenannten 68ern, den Aufbruch in eine neue Zeit. Für Creative, wie Schmid Hans, Puttner, Pfeiffer und vielen, vielen mehr war das der Boden für freie Entfaltung neuer Creativität. Man holte Ideen und Anregungen nicht mehr aus Rekawinkel oder Unterhainbach sondern aus Zürich, London, Paris oder New York. Auch Oscar Czapek war damals „drüben“. Er organisierte eine Kundenreise für Schartner-Bombe nach Kalifornien, ins Land wo die Schartner-Orangen blühen. Intensiv studierte er in New York und San Franzisco die Tricks der amerikanischen Werbe- und PR Könner.

Czapeks Stärke waren, wie sich im Laufe der Zeit herausstellte, die multimedialen Kampagnen sowie Marken- Events. Mit Ideen und Konzeptionen betreute er Henkel (Sauberkeitskampagne), Schartner, Fischer Ski, Bull-General Electric, Spar, Felix, Raiffeisen, Opel, Ford, Handl, Ruetz, Felber und viele mehr. Kein Wunder, dass die Politik den Mann entdeckte. Der ÖVP Chef der 70er Jahre, Minister Karl Schleinzer machte ihn zum persönlichen PR -Berater. Doch kaum waren die ersten Erfolge eingefahren, verunglückte Schleinzer auf dem Weg nach Kärnten tödlich. Czapek wurde prompt von Oberösterreichs Landeshauptmann Erwin Wenzel engagiert. Für diesen im Zeichen des Löwen geborenen Politiker erfand er den Slogan „Wenzel der Löwe“. Das schlug im Wahlvolk ein, wie eine Bombe. tolle Erfolge. In Erinnerung ist auch die Event- Kampagne für REGAL. Czapek organisierte 30 „REGAL Abend“e in ganz Österreich. Der bekannte Schauspieler Felix Dworak moderierte. Ein Durchbruch für die Zeitschrift, die damit an der Basis des Handels so richtig verankert wurde, zur Nr1 in der Branche aufstieg und diese Position bis heute halten konnte.

Zweiter kreativer Frühling in der Heimat

Czapeks große Erfolge hatten aber auch eine Kehrseite. Je kreativer und erfolgreicher er auf der einen Seite wurde, je mehr er mit der Agentur expandierte, desto stärker wurde er als Betriebswirt gefordert. Doch das war sein Ding wohl nicht. Irgendwann wurde diese Anspannung zu groß kam es zum Knall. Der „Ideensprudler“, so nannte ihn Henkels Ex-Gneral Lobner, verließ die Bühne in Wien. Er kehrte in seine Heimat zurück, siedelte seine Familie in Walchen bei Vöcklamarkt an und eröffnete ein Büro in Innsbruck. Er wurde in kurzer Zeit zu einem Pionier für regionale Produkte aus Tirol.

In Innsbruck also hatte der „Ideeensprudler“ rasch wieder große Erfolge, hatte Kunden im ganzen Bundesland. Er forcierte die Marke Tirol. Kooperierte mit der Kammer, machte aus lokalen Produkten bekannte Marken und wurde großartig von Landeshauptmann Weingartner unterstützt. Als ich Jahre später einmal von Innsbruck nach Wien flog, gestand mir Senior Karl Handl im Flugzeug: “Wir verdanken unseren Aufstieg drei Säulen: Drexel Senior (Ex Spar Präsident), Oscar Czapek und REGAL“.

Langsam rückte die Pension näher. Czapek überließ die Agentur seinem Sohn Markus, der Czapek Creativ bis zum heutigen Tag großartig weiterführt. Er selbst zog sich nach Walchen zurück und ließ sein ideenreiches Leben ausklingen. Für REGAL verfasste er Artikel, für lokale Anbieter machte er kleine Kampagnen. Corona schlug nun unerwartet zu. Er starb im 87. Lebensjahr an den Folgen dieser Virusinfektion im Spital in Gmunden.

red

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