Skip to content

Kommentar: Wirtschaftsverlag in Schieflage

Nun ist es also heraussen: Der Wirtschaftsverlag hat die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens beantragt. Und wird demnächst wohl einen Sanierungsverwalter erhalten.

Wirtschaftsverlag
Screenshot

Mein Gott – und das war einmal das Parade-Unternehmen der Fachmedien-Branche. Der Gigant, zu dem alle Mittbewerber zitternd aufschauten.

Als Tochterunternehmen der Österreichischen Volkspartei war es seinerzeit vor 50 Jahren eine der Cash-Cows der ÖVP. Machte fette Gewinne. Und war der absolute Platzhirsch in 50 Branchen: vom Installateur, über die ÖGZ (Österreichische Gastgewerbe Zeitung) bis zur Elektrofachzeitschrift. Neben dem Flaggschiff Die Wirtschaft brachte man für alle Branchen, vom Trafikanten bis zum Tischler, Fachzeitschriften heraus.

Nach meiner Lehrzeit bei Regal kam ich – ausgestattet mit einem brillanten Zeugnis von Manfred Schuhmayer – zu den damaligen Chefs des Wirtschaftsverlages und bewarb mich. Was meine Gage betraf, hatte ich klare Vorstelllungen: sie sollte bei rund 15 Prozent dessen, was ich damals erfolgreich verkaufte, liegen. Plus Erfolgsprämie und Spesenersatz.

Da ich schon damals gut verhandelte, ergab das ein durchaus passables Gehalt.

Doch sehr zu meiner größten Überraschung lehnten die Macher beim Wirtschaftsverlag meine Bewerbung rundweg ab. Mit der Begründung, ich wäre viel zu teuer und das würde „Folgewirkungen“ auf alle anderen in der Akquisa tätigen Mitarbeiter des Wirtschaftsverlages haben.

Dass sie fast das Siebenfache auf der anderen Seite einnehmen würden, kratzte die Verantwortlichen nur wenig. Die konnten schon damals nicht rechnen.

In den letzten Jahren ging es mit dem Wirtschaftsverlag rapid bergab. 2021 gab es dann einen Management-Buy-Out, wo Geschäftsführer Thomas Letz übernahm. Und jetzt steht man vor einem Scherbenhaufen. Laut Der Standard sind 230 Gläubiger betroffen, auf 4,3 Millionen Euro belaufen sich die Forderungen und dem sollen nur Aktivwerte von 2,4 Millionen Euro gegenüber stehen.

Die Gläubiger sollen mit einer Quote von 30 Prozent abgespeist werden. All dies bei einem Bilanzverlust, der von 4,7 Millionen auf rund 5,4 Millionen heuer angewachsen ist.

Was mich betrifft: ich habe mich danach selbstständig gemacht. Das Ergebnis ist bekannt. Und heute habe ich die Kohle und den Wirtschaftsverlag beutelts.

Irgendwie ist das Schicksal á la longue durchaus gerecht. Was ich mir erlaube, ohne jedwede Häme zu kommentieren.

 

Christian W. Mucha

PS: Eine Kurzfassung von meiner Bewerbung und wie das seinerzeit abgeschmettert wurde, wollte ich auf Der Standard posten.

Natürlich ist dieses Posting unterschlagen worden. Wäre ja auch blöd für den Standard, die Erfolgsgeschichte von Christian W. Mucha in Verbindung mit dem Scheitern von dessen mächtigstem Mitbewerber publizieren zu müssen. Sowas wird in einem Medium, wo Bronner, Mitteräcker und Co das Sagen haben, natürlich totgeschwiegen. Alles andere hätte mich auch sehr gewundert.

Nur schade für die, dass ich freilich selber in der Lage bin, derartiges zu kolportieren.

 

Der Obige

Gefällt Ihnen der Beitrag?
Facebook
Twitter
LinkedIn
Telegram
WhatsApp
Email
Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner