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Berlusconi: Übernahme von ProSiebenSat.1 “derzeit” nicht aktuell

Italienischer Großaktionär hält derzeit inklusive Optionen und Stimmrechten 29,9 Prozent am Puls4-Mutterkonzern
©APA/dpa/Fabian Sommer

Der italienische ProSiebenSat.1-Großaktionär MFE-MediaforEurope schließt eine Übernahme des deutschen Fernsehkonzerns vorerst aus. “Stand heute können wir ehrlicherweise nicht von einer Fusion sprechen, und es wäre absurd, über ein Übernahmeangebot zu sprechen”, sagte MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi, der Sohn des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Cologno Monzese bei Mailand.

Eine engere Kooperation mit ProSiebenSat.1 sei aber möglich. Die Anmeldung einer Komplett-Übernahme bei der Kartellbehörde in Österreich hatte vor Weihnachten für Aufregung gesorgt. In Branchenkreisen wurde sie aber als Formalie abgetan. ProSiebenSat.1 ist in Österreich mit den Fernsehsendern ATV und Puls4 vertreten.

MFE – die ehemalige Mediaset – hat sich seit 2019 nach und nach bis zu 29,9 Prozent an der deutschen Puls4-Mutter gesichert und will erklärtermaßen die europäische Fernseh-Landschaft konsolidieren.

Unter dem ehemaligen Vorstandschef Rainer Beaujean hatte ProSiebenSat.1 die Italiener stets auf Distanz gehalten. Der neue Aufsichtsratschef Andreas Wiele, ein ehemaliger Manager des Medienkonzerns Springer, macht Berlusconi aber Hoffnung. Er sei offener für einen Dialog mit dem größten Aktionär. “Das macht uns zuversichtlich, dass die beiden Unternehmen bei einigen Projekten gemeinsame Sache machen können”, etwa wenn es um eine digitale Fernsehwerbeplattform gehe, die den Online-Riesen wie Google Paroli bieten könne, sagte Berlusconi.

Der MFE-Chef kritisierte die in der deutschen Politik und den Medien spürbare Skepsis gegenüber dem italienischen Konzern. Sie nutzten die frühere Rolle seines Vaters in der italienischen Politik aus, um MFE zu blockieren. Dabei handle das Unternehmen “im Interesse aller ProSiebenSat.1-Investoren”. Finanzvorstand Marco Giordani schloss aus, dass MFE eigene Gegenkandidaten für die drei in diesem Jahr freiwerdenden Sitze im Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 aufstellen werde. Er hoffe aber, dass dort ohnehin Platz für einen MFE-Vertreter sein werde.

MFE hält direkt einen Anteil von 22,7 Prozent an ProSieben, könnte aber über Optionen bis auf 29 Prozent aufstocken. Auf der Hauptversammlung könnte MFE sogar 29,9 Prozent in die Waagschale werfen und hätte damit voraussichtlich eine Mehrheit der Stimmen. Giordani sagte, MFE könne die Derivate in Aktien umwandeln, sobald grünes Licht von den Kartellbehörden vorliege.

Wie die APA von der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) Anfang der Woche erfuhr, hat sich der Berlusconi-Konzern aus dem Verfahren mit der BWB zur geplanten Aufstockung der Anteile an ProSiebenSat.1 (P7S1) zurückgezogen. Die Pläne einer höheren Beteiligung an der Sendergruppe hat die MFE allerdings nicht aufgegeben.

APA/Red.

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