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Belgrader Journalist floh ins Ausland

Regimekritischer Autor lebt an unbekanntem Ort
©unsplash

Der für seine jahrelange Regimekritik bekannte Belgrader Schriftsteller und Journalist Marko Vidojkovic ist wegen anhaltender Morddrohungen mit Hilfe des Schriftstellerverbandes PEN International ins Ausland geflohen. Wie die Tageszeitung “Danas” am Dienstag unter Berufung auf den 48-jährigen Schriftsteller berichtete, hatte dieser seit der Veröffentlichung seines jüngsten Romans Ende 2020 an die 50 Morddrohungen erhalten.

Zusammen mit dem Journalisten Nenad Kuljaca leitet Vidojkovic auf dem Internatportal “Nova.rs” seit Jahren auch eine regierungskritische Sendung. Seine Zuschaltung in die jeweilige Ausstrahlung erfolgt inzwischen via Internet, sein Aufenthaltsort ist unbekannt. In seiner Kolumne in der Tageszeitung “Danas” erklärte Vidojkovic am Dienstag, dass er “kein Licht am Ende des Tunnels” sehe, wenn es um Serbien geht.

Die Hauptfigur seines letzten Romanes “Djubre” (Müll, auch Mistkerl) ist eine Figur, die über alles entscheidet, von allen Geschäften profitiert. Namen aus dem realem Leben in Serbien kommen in dem Roman, in dem viele Leser wohl Parallelen zum serbischen Alltag entdeckt haben durften, allerdings nicht vor.

Eine der Mordrohungen gegen Vidojkovic war Mitte 2021 auch aus Österreich gekommen. Den Anlass hatte damals ein Kommentar von ihm zum Urteil gegen den einstigen bosnisch-serbischen Militärchef Ratko Mladic geliefert. Mladic war des Völkermordes in Srebrenica und anderer Kriegsverbrechen für schuldig befunden worden und zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Vidojkovic sprach in seiner Sendung vom “Genozid in Srebrenica”. Serbische Behörden sprechen dagegen immer nur vom “schweren Verbrechen”.

In 20 Fällen wurde wegen konkreter Drohungen auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. In nur zwei Fällen gab es auch rechtskräftige Urteile. In einem Schreiben an Veran Matic, den Leiter der Kommission für Untersuchung von Mordanschlägen auf Journalisten, die vor Jahren von der serbischen Regierung gebildet worden war, äußerte PEN International laut “Danas” seine Besorgnis wegen des Verhaltens der Behörden. Ihre Vertreter würden nicht im genügenden Maß zur Schaffung eines für die Medienvielfalt günstigen Umfeldes beitragen, vor allem nicht durch klare und konsequente Verurteilung von Drohungen gegen Schriftsteller und Journalisten und wirksamere Ermittlungen von Fällen, in welchen ihre Sicherheit bedroht sei, hieß es.

APA/Red.

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