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Alters-Erscheinung

40 Jahre erfolgreich Stachel im Fleisch der Branche. Und unsere ganz spezielle Mischkulanz aus schonungsloser Wahrheit, garniert mit beißender Ironie, wirkt wie eh und je.
©privat

Der Freitag, der 13. August 1976, war ein schwarzer Tag für mich. Mit einer Geburtstagsfeier am 14. würde es wohl nicht viel werden. Denn meine Barschaft betrug gerade noch stolze zwölf Schilling. Sprich ein Euro aus heutiger Sicht. Tröstlich: Die Treibstoff-Anzeige in meinem Renault 5 zeigte „halb voll“ an. Das Auto hatte ich auf Pump gekauft. Bei der AVA-Bank. Die verrechneten (samt Nebenkosten) fette 21 Prozent Zinsen. Übrigens: Drei Raten schuldete ich denen noch. Es stand nicht gut um meine Finanzen. Also machte ich mich von meinem Salzburger Domizil nach München zu jener Firma, für die ich damals tätig war, auf: Dort schuldete man mir noch 200 D-Mark. Genug, um über das Wochenende zu kommen. Doch ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Münchner verweigerten. Gnadenlos. Die Buchhaltung sei nicht da. Die Kassa geschlossen. Und tschüss. Also fuhr ich nach Salzburg zurück. Bei Freilassing ging mir der Sprit aus. Den Renault stellte ich auf einem Parkplatz bei der Autobahn-Raststätte ab. Zurück ging’s per Autostopp. 

Das war einer der Tiefpunkte in meinem Leben. Ich hatte genug von der Armut. Ich brauchte etwas Handfestes, Sicheres. Einen Job mit Zukunft. Im Herbst des Jahres wurde ich dann fündig. Manfred Schuhmayer, der erfolgreiche Verleger des Fachjournals Regal, traf sich mit mir im Salzburger Bahnhofsrestaurant. Und bot mir eine Stelle ab 15. Jänner 1977 an. Während des Lehrjahres im Wiener Pressehaus fing ich Feuer für die Medienbranche. Lernte das Geschäft von der Pike auf. 

Schnell wurde mir klar, dass ich keinesfalls für andere arbeiten wollte. Meinen eigenen Verlag gründen, das war das Ziel. Gleichzeitig wusste ich, dass ich niemals das Kapital aufstellen konnte, um eine Publikumszeitung oder gar eine Tages- oder Wochenzeitung zu finanzieren. Keiner würde einem 23-Jährigen ohne jedwede Sicherheit einen Kredit gewähren. Mit einer Fachzeitschrift freilich stellte sich das ganz anders dar. Hier lag das ideale Sprungbrett für meine Karriere: kleine Auflage, nur eine Handvoll Mitarbeiter, gute Leser- Blatt-Bindung, klare Kundenstruktur. Damit konnte ich meinen Traum, im Mediengeschäft zu reüssieren, wahr werden lassen. 

Im Jahr 1977 kaufte ich mit einem Partner die Fachzeitschrift FM Fremdenverkehr. Doch die drei Schlitzohren, die uns ihr Magazin verscherbelten, betrogen uns. Sie knöpften uns einen fetten Kaufpreis ab. Und brachten die Zeitschrift danach unter fast demselben Namen erneut auf den Markt. Nun, wir hatten nicht das Geld, um gegen die sauberen Herren Donner, Färber und Hofer zu prozessieren. Also wurde das Match auf dem Markt ausgetragen. Da gab es harte Bandagen. Wer war nun der wahre Eigentümer des Titels? Der a3 Verlag oder wir? Ich arbeitete damals Tag und Nacht. Nach kurzer Zeit hatten wir dreimal so viel Umsatz wie unsere Kontrahenten. Wiewohl mich die „anderen“ nur marginal interessieren, erfuhr ich vor einigen Jahren, dass der a3 Verlag in Konkurs gegangen war. Man muss halt nur am Fluss sitzen und geduldig warten… 

Nachdem ich meinen Kompagnon ausgezahlt hatte, suchte ich nach Möglichkeiten der Expansion. Unsere Mitbewerber waren damals diverse durchaus schräge Typen. Die nicht mit normalen Maßstäben zu messen waren. Als ich etwa Walter Norden, den Herausgeber von Tourist Austria (der Mann hieß in Wahrheit Hosenedel, sein Doktortitel war gekauft), anrief und ihn höflich zum Dialog unter Konkurrenten einlud, meinte er wortwörtlich: „Sie wollen mein Konkurrent sein, Herr Mucha? Dann müssen Sie aber erst hinriechen, wo ich hingeschissen habe.“ Bis dato kannte ich den Mann nicht. In der Folge sollte er mich besser kennen lernen. Als er mir am Ende seines Berufslebens anbot, um seinen Sohn zu ärgern, den Titel Tourist Austria zu kaufen, habe ich natürlich abgelehnt. Wenigstens war sich der Typ charakterlich treu geblieben.

Und da war da noch Hans-Jörgen Jost-Manstein. Bei einem Treffen beglückwünschte ich ihn zu BestSeller und intern, seinen beiden Werbe- und Medienzeitungen. Der Horizont sollte erst später (1991) dazu kommen. Also schloss man einen Nichtangriffspakt. 

Manstein, der ebenso nach Expansion dürstete wie ich, versprach hoch und heilig, unserem FM niemals Konkurrenz zu machen. Im Gegenzug sicherte ich ihm zu, ihm im Feld der Werbe- und Medienbranche keine Konkurrenz zu machen. Doch schon bald danach brachte Ehren-Mann-Stein die Zeitschrift Hotel & Touristik heraus. 

Damals ging es ordentlich zur Sache. Meine Mitarbeiter wurden reihenweise abgeworben. Zu astronomischen Gagen. Für uns unfinanzierbar. Bald werkten bei fast allen unserer Konkurrenz-Fachzeitschriften leitende Redakteure, die aus unserem Haus kamen. Freilich fehlte den Abgeworbenen der Pfeffer. Die Kreativität und die Konsequenz, mit der ich an die Dinge heranging. Unsere Gegner hatten die Mitarbeiter aus unserer zweiten und dritten Reihe um teures Geld eingekauft. Die kannten zwar unsere Arbeitsweise. Doch wir wussten im Gegenzug über deren Grenzen Bescheid. Und während unsere Konkurrenz ihre Gewinne durch fette Redaktionskosten beschnitt, fiel uns der Löwenanteil der Branchen-Werbeerlöse bei deutlich geringeren Kosten zu. Noch eine Kleinigkeit am Rande: In all diesen Jahrzehnten habe ich es nie für nötig empfunden, Mitarbeiter meiner Konkurrenten abzuwerben… Und genau deshalb entschieden wir schlussendlich jedes Match für uns. 

Nach Mansteins Wortbruch eröffnete sich mir die Chance, die Werbe- und Medienbranche zu erobern. Der Rest ist schnell erzählt. Die Zeitschrift ExtraDienst, im Besitz eines Grafikers namens Hans Auer, war ein winziges Branchenblättchen. Der Verleger ohne Furcht und Tadel hatte es gewagt, die Zeitschrift Basta der Gebrüder Fellner zu attackieren. Die seien, so schrieb Auer, die „Schande der Medienbranche“, weil sie – finanzmäßig unterstützt von der SPÖ – den grünen Politiker Herbert Fux massiv attackiert hatten. Zu unrecht übrigens, wie die Gerichte zugunsten von Fux später feststellen sollten. Doch der stank bei der Nationalratswahl ab. Basta hatte seinen Auftrag erfüllt. 

Und bei mir tauchte der verzweifelte Auer auf, dem die ob seiner ungeschminkten Berichte angedrohte Klagssumme der Fellner-Brüder schlaflose Nächte bereitete. Ob ich ihm den ExtraDienst nicht abnehmen wollte. Ich stimmte zu. Auer erhielt – neben einem fetten Produktionsvertrag für mehrere Jahre – einen Schilling für seine Zeitschrift, die ab sofort in meinem Verlag erschien. Gegen mich hatten die Fellners nichts. Womit alle einschlägigen Klagen über Nacht gegenstandslos waren. 

Ja, und seit 40 Jahren – welch unglaubliche Zeitspanne – mache ich nun diese Zeitschrift. Es ist noch nie ein Heft ausgefallen. Heute sind wir überlegener Marktführer, der Löwenanteil der Werbe-Erlöse der Branche fließt zu uns. Die meisten Mitbewerber haben das Zeitliche gesegnet. Die großen Gegenspieler der Vergangenheit sind – mit wenigen Ausnahmen – entweder nicht mehr am Leben, im Ruhestand oder wirtschaftlich verkümmert. Mich haben die allesamt nie gekümmert. Gelernt habe ich diese Einstellung von meiner Großmutter Marianne. Und ihren zwei Schwestern. Wenn’s ans Wettkochen ging, gewann meine Großmutter immer. „Wie schaffst du das?“ frug ich sie. „Nun, die anderen, die Anny und die Resi, kommen immer und schauen in meine Töpfe, wie weit ich bin. Ich konzentriere mich nur auf meine eigene Suppe. Und genau deshalb gewinne ich immer…“ 

All die Jahre hinweg bin ich meinen Prinzipien treu geblieben. Die Regeln, die ich für mich selbst erstellt habe, sind hart, aber klar und einfach. Sie lauten: 

  • Du musst bereit sein, hart zu arbeiten. Faule Wochenenden, Feierabende, ausufernde Urlaube wird’s nicht spielen. Du musst immer erreichbar sein. Top informiert. Stets am Ball. Schneller als alle anderen. 
  • Lerne, deine Angst zu überwinden. Und konsequent nein zu sagen, wenn jemand versucht, dich zu kaufen. Ganz gleich, wie hoch der angebotene Preis ist. Denn wer sich einmal zur Hure macht, der hat für immer seine Glaubwürdigkeit verspielt. 
  • Wenn du etwas spitzkriegst, dann wird das geschrieben. Beinhart. 
  • Sei rücksichtslos. Denn da gibt es nur eines, auf das du Rücksicht nehmen musst. Das ist das berechtigte Interesse deiner Leser, umfassend informiert zu werden. 
  • Lass dich niemals einschüchtern. Ganz gleich, wie mächtig und reich der, der das versucht, auch immer ist. 

In diesen vier Jahrzehnten ist mir nichts leicht von der Hand gegangen. Uns wurde null geschenkt. Wir wurden beschimpft, attackiert, diskreditiert. Die Mitbewerber und Gegenspieler versuchten mit allen legalen (und oft auch illegalen) Mitteln, uns fertig zu machen. Der Höhepunkt war erreicht, als ein SPÖ-Werber mich in diversen Interviews beschuldigte, meine Tätigkeit unter Anwendung von kriminellen Mitteln auszuüben. Doch wiewohl all jene, die sich unseren wirtschaftlichen Erfolg nicht erklären konnten, getrieben von Hass, Neid und Eifersucht alles aufboten, um uns zu vernichten, scheiterten sie erbärmlich. Heute kann ich voll Stolz resümieren, dass ich nach 46 Jahren in dieser Branche neben der Tatsache, dass ich unbescholten bin, eine blütenweiße Weste vorweisen kann und, was Vermögen und Bekanntheit betrifft, wohl alles erreicht habe, was man sich in einem Leben wie diesem nur wünschen kann. 

Mittlerweile hat auch der letzte Zweifler seit Jahren begriffen, dass es gute Gründe hat, warum er für seine Zeitschrift nur zwölf Anzeigenseiten aufzustellen vermag, dafür in Spitzenausgaben von ExtraDienst umfassbare 250 Anzeigenseiten platziert werden. Wie das funktioniert, wieso die Kunden das gerne machen und davon bestens profitieren (und das teils über Jahrzehnte hinweg), kann man in meinem jüngsten Buch „Wie man unverschämt reich und berühmt wird“ nachlesen, mit dem ich im letzten Jahr an zweiter Stelle der Bestsellerliste landete. 

Die seinerzeitige Verurteilung des SPÖ-Werbers zu 230.000 Schilling Geldstrafe (bedingt auf drei Jahre) und das Obsiegen in diesem jahrelangen Prozess war eine peinliche Schlappe für ihn und die Phalanx all meiner Widersacher. Für mein Leben war es der entscheidende Wendepunkt. Ich hatte in Drachenblut gebadet. War schier unverwundbar. Danach konnten wir alle heißen Eisen angehen. Gleich, wie mächtig jene, über die wir schonungslos berichteten, auch immer waren. 

Ich hob ab. Verlor den Boden unter den Füßen. Kaufte Ferraris, ein Schloss, edle Chronometer – das Geld war damals abgeschafft. Doch heute kann ich sagen: Zum Glück hat mir das Schicksal immer dann, wenn bei mir Realitätsverlust eintrat, mit einer Faustwatsche wieder Bodenhaftung verschafft. Mehrere schwere Erkrankungen, zwei schmerzliche Scheidungen – der Preis für den Erfolg war hoch. 

Heute, mit 67 Jahren, macht mir meine Arbeit noch immer immens viel Spaß. Und ich bin überglücklich, dass ich mit Ekaterina meinen Lebensmenschen gefunden habe. Der meine Leidenschaften teilt. Und weil sich alleine zwar trefflich Karriere machen lässt (mit Kompagnons habe ich stets nur schlechte Erfahrungen gemacht), freilich im Liebes-Doppelpack Power-Paare doppelt so schnell aufsteigen, sind Ekaterina und ich heute eines der bekanntesten Paare unseres Landes. Bei einer Umfrage unter 23 führenden Society-Journalisten wurden wir vor drei Jahren beide unter die 25 bekanntesten Prominenten Österreichs gereiht. Wobei ich meiner schönen Frau (ich wurde 25., sie 16.) gerne den Vortritt gelassen habe. 

Solange der Herrgott mir gesundheitlich die Kraft lässt, werde ich gerne weitermachen. 

Und bei Ihnen, geschätzte Unterstützer, Förderer, Inserenten, Lieferanten und vor allem p.t. Lesern, bedanke ich mich allerherzlichst für Ihr Vertrauen, Ihre Treue und Ihre Aufmerksamkeit. 

Unser rundes Jubiläum feiern wir mit dieser und der kommenden Ausgabe. Wo wir eine Liste (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) veröffentlichen, auf der jene Lieferanten angeführt sind, auf deren Leistung wir in den letzten Jahren aufbauen konnten. Ohne die unser Erfolg unmöglich gewesen wäre. Denen ich ebenso zu Dank verpflichtet bin wie den vielen hunderten Mitarbeitern, die mich in diesen vier Jahrzehnten geduldig ertragen haben. Die meine kompromisslose, direkte, schnelle und strenge Arbeitsweise nicht als persönlichen Angriff, der sich gegen sie richtet, verstanden haben, sondern als Deklaration meines eigenen Qualitätsanspruches. Jene, die bei uns gescheitert sind, haben – das kann ich vielfach belegen – auch anderswo nichts Gescheites zusammengebracht. Wer freilich bei mir rackerte, durchhielt und engagiert bei der Stange blieb, hat danach glänzend Karriere gemacht. Dies erklärt auch, warum ich so verdammt gut und oft in der Presse wegkomme: Weil dort ungezählte Ex-Mitarbeiter von uns werken, die nie vergessen haben, bei wem sie das, was ihnen heute ihre fetten Brötchen beschert, seinerzeit gelernt haben: Beim Lesen meiner schonunglosen, offenherzigen journalistischen Beiträge und Haus-Memos. Bei meinen Vorträgen auf diversen Lehrveranstaltungen. In Interviews, in vielen Funk- und Fernsehsendungen, wo ich mir nie ein Blatt vor den Mund genommen habe. Erst jüngst wieder (und da war ich schon einigermaßen perplex) trat jemand auf mich zu mit den Worten: „Danke, dass Sie mein Leben verändert haben.“ 

Tja, und genau darum geht’s eigentlich auf Erden. Ich wollte, ich hätte die Gabe des Komponierens in die Wiege gelegt bekommen. Wem „Imagine“ einfällt, der kann die Welt wahrhaftig verändern. Nun, dazu hat’s bei mir bei Weitem nicht gereicht. 

Aber vielleicht habe ich ja in unserem kleinen Fachkosmos das eine oder andere bewirken können, was in den Herzen der Leser bewahrt bleibt. Wenn dem so ist, dann wäre die Übung wohl gelungen. 

Herzlichst 

Ihr

Christian W. Mucha

Herausgeber

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